Datenklau beim NDB - Chaos war mit schuld

Aktualisiert

Spionage-FallDatenklau beim NDB - Chaos war mit schuld

Im Fall des Datendiebstahls beim Geheimdienst erheben Insider schwere Vorwürfe: Von Chaos und Führungslosigkeit in der IT-Abteilung ist die Rede. Und ein neues System sorgt für rote Köpfe.

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Sehen sich mit neuen Vorwürfen im Zusammenhang mit dem bekannt gewordenen Fall von Datendiebstahl durch einen IT-Mitarbeiter konfrontiert: Geheimdienstchef Markus Seiler (li) und Bundesrat Ueli Maurer.

Sehen sich mit neuen Vorwürfen im Zusammenhang mit dem bekannt gewordenen Fall von Datendiebstahl durch einen IT-Mitarbeiter konfrontiert: Geheimdienstchef Markus Seiler (li) und Bundesrat Ueli Maurer.

Dass es zu einem Datenklau beim Schweizer Geheimdienst kam, überrascht Insider nicht sonderlich. Die IT-Abteilung der Behörde habe zu wenig Personal, der Aufbau eines neuen Informatiksystems sorge für viel Konfliktstoff und die Stimmung unter den Mitarbeitern sei schlecht. Ausserdem sei die Abteilung schon seit längerem Führungslos. Die Stelle des IT-Chefs ist vakant. Das berichtet «Der Sonntag» mit Verweis auf eine «gut informierte Quelle».

Der Mitarbeiter, der grosse Mengen sensibler Daten entwendete, sei ebenfalls Angestellter der IT-Abteilung gewesen. Gemäss der Zeitung habe es das chaotische Umfeld sehr leicht gemacht, die sicherheitsrelevanten Informationen an allen System vorbei nach aussen zu schaffen. Von Orientierungslosigkeit ist gar die Rede. Denn im Nachrichtendienst des Bundes gäbe es gemäss gut informierten Kreisen kein wirkliches IT-Sicherheitskonzept, das diesen Namen verdient. Zudem seien «die internen Überwachungssysteme praktisch inexistent», wie weiter durchsickert. «Es gibt kein durchdachtes Konzept mit Überwachungskameras, persönlicher Führung von Mitarbeitern, die mit sensiblen Geheimdaten zu tun haben und auch keine effizienten Zugangsbeschränkungen im IT-Bereich», sagt der Insider.

Neues System sorgt für Ärger unter IT-Mitarbeitern

Geheimdienst-Chef Markus Seiler hat die Einführung eines neuen Informatiksystems namens ISAS angeordnet. Dieses sei nötig, weil die bisherige Datenbank des Auslandnachrichtendienstes angeblich nicht für die zukünftige Datenauswertung kompatibel sei. Doch der Systemwechsel-Prozess dauere nun schon über zwei Jahre an.

Bei dem Datendiebstahl handele es sich um einen «schweren Fall von wirtschaftlichem Nachrichtendienst», sagte Carlo Bulletti, Leitender Staatsanwaltschaft des Bundes, der den Fall betreut, am Donnerstag vor den Medien. Es werde ausserdem wegen politischem Nachrichtendienst und Amtsgeheimnisverletzung ermittelt.

Spionage-Verdacht – Unklarheit über Dateninhalt

Aufgedeckt wurde der Fall bereits am 25. Mai aufgrund eines Hinweises. Dieser kam aus der Schweiz, allerdings von ausserhalb der Bundesverwaltung. Die Bundesanwaltschaft habe sogleich Ermittlungen aufgenommen und in Zusammenarbeit mit der Bundeskriminalpolizei noch am gleichen Abend eine Hausdurchsuchung durchgeführt, bei der Terabyte an Daten auf diversen Festplatten sichergestellt wurden.

Es hätte auch Hinweise darauf gegeben, dass «die Absicht bestand, die Daten ans Ausland zu verkaufen», sagte Bulletti. Welchen Inhalts die Daten sind, wird weiterhin geheim gehalten. Bundesanwalt Michael Lauber gab bislang lediglich preis, dass sie möglicherweise geeignet gewesen wären, die Sicherheit der Schweiz zu gefährden.

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