Plötzlich gibts Chasselas aus Deutschland

Aktualisiert

Täuschungsaktion?Plötzlich gibts Chasselas aus Deutschland

Gleiche Etikette, gleicher Schriftzug: Coop hat neben den Westschweizer Chasselas einen deutschen Wein gestellt. Der Weinverbund ist empört.

von
jh
Neuveville am Bielersee. Hier wird die Rebsorte Chasselas für «Vin de Pays» aus der französischsprachigen Schweiz angebaut.
Der günstige, aber falsche Chasselas - produziert mit Trauben aus Südbaden.
Irreführende Aufmachung der unterschiedlichen Weine: Die Etiketten des deutschen und des schweizerischen Chasselas aus der Romandie sind praktisch gleich.
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Neuveville am Bielersee. Hier wird die Rebsorte Chasselas für «Vin de Pays» aus der französischsprachigen Schweiz angebaut.

Keystone/Christian Beutler

Im Regal des Grossverteilers Coop stehen nicht nur aus Westschweizer Trauben gepresster «Chasselas de Romandie», sondern auch mit aus Südbaden importiertem Rebensaft abgefüllte Flaschen: der «Chasselas – Vin de Pays». Beide sehen sich zum Verwechseln ähnlich, ist doch die Etikette bis auf eine kleine Aufschrift mit dem Hinweis auf die Herkunft des Weines identisch. Nur dass auf der Rückseite der einen Flasche «Vin d'Allemagne» steht.

Daniel Cortellini, Präsident des Schweizer Weinverbundes, findet das «absolut grenzwertig und inakzeptabel». Chasselas sei eine Hauptrebsorte der Schweiz – und sowieso sage man in Deutschland nicht Chasselas, sondern Gutedel. «Das Ganze grenzt doch an eine bewusste Täuschungsaktion.» Der Kunde werde in die Irre geführt, kritisiert auch Josianne Walpen vom Konsumentenschutz die Coop-Praxis. Diese sei zwar nicht gesetzeswidrig, aber: «Die gleiche Aufmachung der verschiedenen Weine ist für den Konsumenten sehr verwirrend.» Schliesslich denke der Schweizer Konsument bei einem Chasselas wirklich nicht an ein Produkt aus Deutschland, sondern an eines aus der Welschschweiz.»

Chasselas romand fliegt aus Deutschschweizer Filialen

Coop-Mediensprecher Ramón Gander beschwichtigt: «Es war nie unsere Absicht, unsere Kundinnen und Kunden zu täuschen. Wir möchten die Unterscheidung so klar wie möglich gestalten.» In Zukunft wird man die beiden Weine aber gar nicht mehr verwechseln können. Denn: Der Westschweizer Chasselas wird aus den Deutschschweizer Filialen verbannt. Es wird nur noch die badische Variante verkauft. Zudem sei man daran, die Etikette dahingehend abzuändern, dass nicht mehr «Vin de Pays» sondern «Landwein» draufstehe: «Wir möchten dafür sorgen, dass der Kunde nicht mehr verwirrt ist und weiss, was er für sein Geld bekommt. Es ist uns ein Anliegen, dass künftig keine Missverständnisse mehr entstehen» Die beiden Weine werden in Zukunft zumindest am Preis klar unterscheidbar sein. Der Wein aus der Romandie wird nämlich neu mit 5,30 Franken 35 Rappen teurer sein als sein deutsches Pendant.

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