Verfahren läuftRekruten fesseln und quälen ihre Kollegen
Die Militärjustiz führt ein Strafverfahren gegen sieben ehemalige Rekruten. Sie sollen zwei ihrer Kameraden ans Bett gefesselt und geschlagen haben.

Gegen sieben ehemalige Rekruten läuft ein Strafverfahren (Symbolbild).
KeystoneJoshua W.* (21) machte in der Infanterie RS 11 im Jahr 2014 einen folgenschweren Fehler: Er stand einem Kameraden bei, der von einer fünfköpfigen Gruppe von Rekruten verbal angegangen wurde. «Ich habe ihn nur verteidigt», sagt W.
In einer Nacht in der Kaserne Elm GL folgte die Rache. Die fünf Rekruten sprachen sich ab und standen plötzlich neben seinem Bett. W. sagt: «Sie fesselten mich mit Kabelbindern ans Bett. Zuerst versuchte ich, mich zu wehren, aber wenn Männer deine Arme und Beine festhalten, hat man keine Chance.» Ihm sei danach ein Kissenüberzug über den Kopf gezogen worden, an dem er «beinahe erstickt» wäre.
Erniedrigende Fotos
W.: «Danach schlugen sie mich mehrmals in die Magengrube und jemand platzierte seine Genitalien oberhalb meines Kopfs und jemand schoss ein Foto davon.» Er habe sich danach bewusstlos gestellt, da er sich sonst nicht anders habe wehren können. «Plötzlich liessen sie von mir ab und legten mich auf den Boden.» Als er so getan habe, als ob er erwache, sagten sie ihm, er habe sich im Schlaf komisch verhalten.
W. war nicht der Einzige, der in der Nacht Besuch erhielt. Auch ein anderer Rekrut sei von seinen Kameraden in der Nacht überfallen worden. Danach wurde die Militärpolizei in Oberuzwil eingeschaltet. W., der die Geschehnisse erst am zweitletzten Tag meldete, wurde frühzeitig entlassen – um den Beschuldigten nicht mehr zu begegnen.
Beschuldigte bestreiten Vorwürfe
Der Sprecher der Militärjustiz, Tobias Kühne, sagt: «Ich kann bestätigen, dass die Militärjustiz ein Strafverfahren gegen sieben ehemalige Rekruten wegen Fesselung ans Bett und weiteren allenfalls strafbaren Handlungen führt.» Er betont aber: «Der Sachverhalt wird von den Beschuldigten mehrheitlich bestritten.»
Insgesamt gebe es zwei Geschädigte, die in zwei verschiedenen Nächten von den Beschuldigten angegangen worden sein sollen. Der Untersuchungsrichter habe die Voruntersuchung Ende 2015 abgeschlossen. Derzeit liegt das Dossier laut Kühne beim Auditor. Dieser werde voraussichtlich in den nächsten zwei Monaten entscheiden, ob das Verfahren eingestellt, ein Strafmandat ausgesprochen oder allenfalls Anklage erhoben wird.
W. hat von den Vorfällen zwar keine körperlichen Schäden davongetragen, leidet seither aber unter Angstzuständen, wie er sagt. «Es ist psychisch eine enorme Belastung geworden.» Die fünf Rekruten hätten ihm die Zeit in der RS «zur Sau» gemacht. Er sagt: «Es ist eine Schande, was vorgefallen ist.»
Die Beschuldigten wollten auf Anfrage von 20 Minuten keine Stellung nehmen.
* Name geändert