Nach Hornissenstich«Sah aus wie nach einem Boxkampf mit Klitschko»
Beim Umsiedeln eines grossen Hornissennests wurde ein Imker in die Nase gestochen. Seine allergische Reaktion war so heftig, dass er auf die Intensivstation musste.
David Hablützel ist ein Insektenfan. Was für viele Schweizer nur ein Grund ist, genervt mit der Hand herumzufuchteln, fasziniert ihn: Bienen, Wespen und Hornissen sind seine Leidenschaft. Den Imkerkurs hat er frisch absolviert und seit wenigen Monaten siedelt er für Gemeinden und Feuerwehren sogar Hornissen und Wespen um.
So auch vergangenen Freitag im Auftrag der Gemeinde Greifensee. «Das Nest war riesig, so ein grosses hatte ich noch nie gesehen», sagt er begeistert. Rund 200 Hornissen musste der Thurgauer in den Umsiedlungskasten verfrachten. Das klappte zunächst auch einwandfrei. Während der Aufräumarbeiten habe er dann seinen Imker-Anzug ausgezogen – ein grosser Fehler: Einer der noch herumfliegenden Brummer hatte offenbar ein Problem mit Hablützel und stach ihn mitten in die Nase.
Geschwollene Nase, Augen und Flecken am Körper
«Bienen und Wespen haben mich schon etliche Male gestochen, eine Hornisse aber noch nie.» Die allergische Reaktion, die darauf folgte, habe er denn auch nicht erwartet. «Meine Nase und Augen sind angeschwollen, mein ganzes Gesicht ging auf wie ein Hefekuchen», sagt Hablützel. Er habe in kürzester Zeit kaum mehr etwas sehen können. «Ich sah aus wie nach einem Boxkampf mit Wladimir Klitschko.»
Das Medikament, das er für einen solchen Notfall immer im Auto dabeihat, nützte nichts. Die Allergie wurde nur noch schlimmer. Als er beim Arzt eintraf, hatte er bereits am ganzen Körper rote Flecken, «die juckten wie wahnsinnig».
«Machte mir Sorgen um Hornissen und Auto»
Doch auch der Arzt konnte ihm nicht helfen und alarmierte schliesslich die Ambulanz. Erst im Spital auf der Intensivstation habe man die Allergie unter Kontrolle gebracht. «Sobald die Schwellung an meinen Augen abklang und ich das Okay der Ärzte hatte, machte ich mich aus dem Staub. Ich hatte ja noch die Hornissen im Auto.»
Er habe sich Sorgen gemacht. Einerseits um die Insekten selbst. «Ich hatte Angst, sie könnten die Nacht oder den nächsten Tag in der Hitze des Autos nicht überleben.» Andererseits aber auch um sein Fahrzeug. Er wisse aus Erfahrung, wie stark die Kieferwerkzeuge der Hornissen seien. «Ich dachte, sie haben vielleicht den Kleber am Kasten durchgefressen und fliegen jetzt in meinem Auto herum.» Doch die Hornissen lebten und waren brav in der Holzkiste geblieben.
Imker-Anzug nie wieder so früh ausziehen
Hablützel konnte die 200 Insekten inklusive Königin sicher umsiedeln und in einem Waldstück deponieren. Dann kehrte er zurück ins Spital, um sich richtig auszukurieren. Der Hornisse, die ihn gestochen habe, sei er nicht böse, sagt er.
Im Gegenteil: «Ich bin ihr dankbar.» Er habe wohl nicht genug Respekt vor den Insekten gehabt, nun aber seine Lektion gelernt: Er werde seinen Imker-Anzug nie mehr ausziehen, bevor er fertig sei mit seiner Arbeit. Auch die Lust an der Arbeit sie ihm nicht vergangen. «Am Dienstag habe ich bereits meinen nächsten Hornissen-Einsatz, ein Fernsehteam begleitet mich.»