«Eure Söhne sollen niemanden belästigen!»

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Sexy Hüftschwung«Eure Söhne sollen niemanden belästigen!»

Frauen wurden wegen ihres Tanzstils von einem Security dazu aufgefordert, mit dem Tanzen aufzuhören. Voll daneben oder ein verantwortungsvoller Akt?

D. Pomper
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D. Pomper

Vier Baslerinnen schwangen an der Noche Caliente im Zürcher Jade Club die Hüften – bis ein Security sie dazu aufforderte, damit aufzuhören. «Er meinte, ich solle aufhören zu tanzen, das gehöre sich nicht», sagt die 29-jährige B. N.* Sie habe passend zu Reggaeton getanzt, wie es an Latin-Partys üblich sei. Laut der Club-Sprecherin hat der Security-Mitarbeiter die Frau angesprochen, um sie vor Übergriffen zu schützen. Die Securitys seien darin geschult, Situationen, bei denen es zu ungewolltem Körperkontakt kommt, frühzeitig zu erkennen.

Juso-Präsidentin Tamara Funiciello verurteilt das Eingreifen des Sicherheitsmitarbeiters: «Wir Frauen tanzen, wie wir wollen, wir ziehen an, was wir wollen, und niemand hat das Recht, uns das zu verbieten oder uns deswegen sogar zu belästigen!» Betroffene und Täter würden hier verwechselt. Funiciello ruft alle Eltern dazu auf: «Statt euren Töchtern zu sagen, was sie anziehen oder tanzen sollen, sagt lieber euren Söhnen, sie sollen verflucht nochmal niemanden belästigen!»

Dominik Lusser, Leiter des Ressorts Werte und Gesellschaft bei der christlichen Stiftung Zukunft CH widerspricht: «Ich habe grösste Achtung vor dem Security, der die Frauen auf die Gefahr aufmerksam gemacht hat. Er hat verantwortungsvoll gehandelt.»

«Frauen sollten mehr Rücksicht nehmen»

Die Betroffenheit der Frauen kann Lusser nicht nachvollziehen: «Das ist, wie wenn man nackt durch die Strassen läuft und sich dann fragt, warum einen die Leute anglotzen.» Zwar sei ein lasziver Auftritt einer Frau keine Rechtfertigung für einen Übergriff. «Aber Frauen müssen sich bewusst sein, dass sie sich durch ein bestimmtes Verhalten einem höheren Risiko aussetzen.»

Es gebe nun mal Männer, die keinen Anstand hätten oder diesen unter Alkohol verlieren würden. Auch der Pornokonsum junger Männer trage dazu bei, dass Frauen als Sexobjekt wahrgenommen würden. Dagegen könnte die Gesellschaft etwas unternehmen. Die männliche Sexualität sei aber grundsätzlich anders gelagert als die weibliche, sagt Lusser: «Es ist wissenschaftlich belegt, dass Männer viel schneller auf visuelle sexuelle Reize reagieren. Darauf sollten Frauen im Ausgang mehr Rücksicht nehmen.» Gegenseitiger Respekt wäre die richtige Strategie.

«Tragen am Ende alle eine Burka?»

Denke man diese Argumentation weiter, müssten Frauen am Ende noch Burkas tragen, damit sie für Männer keine Verlockung mehr darstellten, kontert Funiciello. Männer, die sich und ihre Sexualität nicht im Griff hätten, sollten zu Hause bleiben oder in Therapie gehen. «Geben wir hier klein bei, kommt das einer Kapitulation vor der männlichen Machtelite gleich.»

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