Verbaler Ausrutscher«Bundesräte erschiessen - ausser Maurer»
Der Präsident der Gruppe Giardino behauptete in einem Interview, alle Bundesräte ausser Ueli Maurer gehörten erschossen. Kurz darauf dementiert er die Aussage, doch der Audiobeweis liegt vor. Die GSoA fordert nun seinen Rücktritt.

Mitglieder des Initiativkomitees stehen mit Militärkleidung und Ketten während einer Aktion auf dem Bundesplatz, kurz vor der Unterschrifteneinreichung der Initiative «Ja zur Aufhebung der Wehrpflicht», im Januar 2012 in Bern. (Archivbild: Keystone/Peter Klaunzer)
Die Debatte um die Aufhebung der Wehrpflicht erhitzt die Schweizer Gemüter. Am Mittwoch begann ein seltsamer Medienstreit, der nun für Hermann Suter, Präsident der armeefreundlichen Gruppe Giardino, gravierende Folgen haben könnte. In einem Interview mit der WOZ schlug Suter am letzten Wochenende harte Töne an: «Diese Bundesräte sollte man alle erschiessen – mit Ausnahme von Ueli Maurer», meinte er gegenüber dem WOZ-Journalisten während eines Militäranlasses im aargauischen Birmenstorf.
Die NZZ reagierte auf die Veröffentlichung des Interviews mit einem bissigen Artikel, in dem sie dem WOZ-Autor unterstellt, Suter eine Ungeheuerlichkeit in den Mund gelegt zu haben. Zuvor hatte der NZZ-Journalist den Giardino-Präsidenten mit der explosiven Aussage konfrontiert und dieser hatte sie dementiert. Für das Blatt von der Zürcher Falkenstrasse war klar: Mit Suter habe ein Reporter gesprochen, «der handwerkliche Sorgfaltspflichten schnöd beiseiteschob».
Lügen haben kurze Beine
Diesen unkollegialen Angriff liess sich die Wochenzeitung wiederum nicht gefallen. Zudem hatte die NZZ den WOZ-Journalisten in keinem Moment für eine Stellungnahme kontaktiert. Am Donnerstag veröffentlichte die WOZ darum das gesamte Interview im Wortlaut. Dazu lieferte sie eine Audiodatei, die dem Leser als unmissverständlicher Beweis dienen soll. Hermann Suter sagt tatsächlich: «Es geht darum, dass diese Armee, die unsere Schlaumeier da in Bern oben jetzt geschlissen haben – oder diese Bundesräte sollte man alle mit Ausnahme von Maurer [...] alle verschiessen.»
Am Donnerstagabend meldete sich die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GsoA) zu Wort: In einem Communiqué auf ihrer Webseite fordern sie die Pro-Tell-Gesellschaft auf, Hermann Suter «unverzüglich seines Amtes zu entheben». Neben seiner Funktion als Präsident der Gruppe Giardino ist Suter auch noch Vizepräsident der «ProTell - Gesellschaft für ein freiheitliches Waffenrecht».
Die GsoA droht sogar: «Sollte Pro Tell dies nicht tun, fordern wir das Abstimmungskomitee ‹Verein für eine sichere Schweiz› auf, Pro Tell auszuschliessen. Sonst muss das Komitee erklären, was Morddrohungen gegen sechs von sieben BundesrätInnen mit Sicherheit zu tun haben.» In einem weiteren Absatz fordert sie auch Bundesrat Maurer auf, Stellung zu beziehen: «Den Verteidigungsminister Ueli Maurer fordern wir auf, sich unmissverständlich von Suters Aussagen zu distanzieren. Zudem soll Hermann Suter nicht länger das Recht haben, sich mit dem Grad eines Oberstleutnants zu schmücken.»