Mehlwurm-BurgerDiese Insekten kommen bald auf unsere Teller
Der Bundesrat will Insekten als Lebensmittel in den Entwurf der revidierten Lebensmittelverordnung aufnehmen. Insekten-Liebhaber jubeln.
Zwei Milliarden Menschen weltweit essen Insekten. In der Schweiz ist es zwar nicht verboten, Insekten zu verspeisen, wohl aber sie als Lebensmittel zu verkaufen. Dagegen kämpft seit längerem eine «Insekten-Lobby», darunter auch Nationalrätin Isabelle Chevalley (Grünliberale). Sie will, dass im revidierten Lebensmittelgesetz Insekten als Nahrungsquelle aufgeführt werden. «Überall in der Welt isst man bereits Insekten – es gibt keinen Grund, das nicht auch in der Schweiz zu tun.»
Und tatsächlich: «Der Bundesrat beabsichtigt, Insekten als Lebensmittel auf den Markt bringen zu können», bestätigt Sprecherin Nathalie Rochat vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) einen Bericht von Tsüri.ch. Rochat: «Im aktuellen Entwurf, der vor den Sommerferien in eine öffentliche Anhörung gehen wird, schlagen wir wenige Insektenarten vor, die wir als sicher beurteilen und die auch in Nachbarländern vermarktet werden dürfen.»
Gourmetköche interessiert an Insekten-Menüs
Dabei orientiert sich der Bundesrat an der belgischen Liste, auf der verschiedene Insektenarten wie Heuschrecken, Grillen oder Mehlwürmer stehen. Matthias Grawehr vom Schweizer Start-up Essento freut sich darüber: «Diese Insektenarten sind unsere Favoriten, damit könnten wir gut arbeiten.» Essento entwickelt Delikatessen aus Insekten – und führt bereits Gespräche mit Schweizer Gourmetköchen.
Zwei Hürden gilt es aber noch zu überwinden: Welche Insekten tatsächlich als Lebensmittel zugelassen werden, hängt einerseits vom Resultat der Anhörung und andererseits «von einer positiven Risikobewertung ab, die unsere internen Experten aktuell durchführen», wie BLV-Sprecherin Nathalie Rochat sagt.
Allergie-Risiko muss geklärt werden
Matthias Grawehr erklärt: «Hier geht es zum Beispiel um die Allergie-Verträglichkeit von Insekten. So haben Studien zum Beispiel ergeben, dass Menschen mit einer Meeresfrüchte-Allergie auch allergisch auf Mehlwürmer reagieren können.» Weiter müsse noch abgeklärt werden, welchen Einfluss die Haltung und Zucht auf die Qualität der Insekten hätte. Grawehr: «Zum Beispiel, ob es Rückstände von Pestiziden in den Insekten geben kann.»
Läuft alles nach Plan, dürfen Gourmet-Tempel ab Mitte 2016 Mehlwürmer-Suppe und Heuschrecken-Burger anbieten. Nationalrätin Chevalley ist sich sicher: «In 50 Jahren lachen wir darüber. Meine Grossmutter war auch erstaunt, als sie Shrimps auf dem Teller sah. Heute essen wir das jeden Tag.»