Gute TatCoiffeur frisiert Obdachlose gratis
Ein Coiffeur aus Rapperswil SG bietet in Zürich Gratis-Haarschnitte für Obdachlose an. Dabei hat er viel über die Menschen gelernt, wie er erzählt.
- von
- nsa
Engels Rodriguez, Sie gehen freiwillig auf die Strasse und frisieren Obdachlose. Wieso tun Sie das?
Sicher nicht, um die Leute damit zu beeindrucken. Ich möchte der Welt etwas Gutes tun und dafür die Mittel nutzen, die ich habe. Da ich als Coiffeur Erfolg habe, gebe ich das gern weiter.
Was bringt Ihnen das?
Ich bin sehr behütet in Gommiswald SG aufgewachsen und habe nie wirklich Erfahrungen mit Drogen oder den Schattenseiten des Lebens gemacht. Durch das Haareschneiden bin ich recht nahe an die Obdachlosen herangekommen und konnte so ihre Geschichten hören. Das war spannend, weil ich einige Geschichten gut nachvollziehen konnte und andere weniger gut.
Und was brachte Ihre Aktion den Obdachlosen?
Einige sahen recht verlumpt aus und ich konnte ihnen eine gute Frisur verpassen. Ich denke, das macht viel aus, da sie so von der Gesellschaft anders wahrgenommen werden. Ich glaube auch, dass ich die Leute motivieren konnte, ihr Leben anzupacken. Ich habe sehr früh mein eigenes Geschäft gegründet und weiss, wie es ist, sich für einen Traum abzurackern. Beim Haareschneiden habe ich versucht, diese Einstellung an die Obdachlosen weiterzugeben.
Sie haben den beiden Männern auf den Bildern jeweils nur Glatzen geschnitten. Wieso das?
Ich habe ihnen eigentlich angeboten, mein ganzes Können an ihren Haaren einzusetzen. Sie wollten aber gar nicht gestylet werden. Beide haben gesagt, ich solle ihnen die Haare einfach so kurz wie möglich schneiden, damit der Schnitt lange hält.
Wie haben Sie Ihre «Kunden» denn überhaupt kennengelernt?
Das haben wir uns einfacher vorgestellt, als es dann wirklich war. Wir sind zuerst mal einfach an einem Sonntag nach Zürich gefahren und haben den erstbesten Obdachlosen am Bahnhof angesprochen. Der hat aber abgelehnt. Danach haben wir ein paar Stunden lange am See gesucht, aber niemand wollte mitmachen. Erst an der Langstrasse haben wir Leute gefunden, die sich gern die Haare schneiden liessen. Die waren dann auch begeistert.
War das eine einmalige Sache?
Nein. Die Aktion hat mich inspiriert. Ich habe mir vorgenommen, an weiteren Sonntagen in verschiedene Schweizer Städte zu reisen und dort meine Dienste gratis anzubieten.
Engels Rodriguez
Rodriguez ist 22 Jahre alt. Er arbeitet als Coiffeur in Rapperswil und möchte mit seiner Tat etwas Gutes bewirken.