Handy-Diebe werden immer dreister

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Beim SMS-Tippen beklautHandy-Diebe werden immer dreister

Frecher gehts kaum: Auf dem Weg von einer Party nach Hause tippt Adrian M. eine Nachricht in sein Handy. Ehe er sichs versieht, taucht ein Dieb auf und reisst ihm das Telefon aus der Hand. Ein Einzelfall? Leider nicht.

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Adrian M. ist noch immer fassungslos. Ihm wurde das Handy geklaut. Von einem dreisten Dieb mitten auf der Strasse aus der Hand gerissen. «Es war in der Nacht auf Sonntag, ich war auf dem Nachhauseweg von einer Party», erzählt M. Er tippt gerade ein SMS, als ein Mann auftaucht und nach dem Telefon greift. Ehe M. realisiert hat, was passiert, rennt der Dieb davon. M. nimmt die Verfolgung auf, erwischt den Gauner jedoch nicht mehr. Fluchend geht er nach Hause.

Der dreiste Diebstahl ist kein Einzelfall, auch Marco B. wurde das Handy praktisch unter der Nase weggeklaut. «Ich stand in der Nacht an der Tramhaltestelle Sihlpost, ein Mann kam, quatschte mich an, klopfte mir auf die Schulter.» B. ist zuerst genervt, will ihn abwimmeln, ahnt aber nichts Böses. Dann steigt er ins Tram ein und merkt: Sein Handy ist weg. «Er hat wohl gesehen, dass ich gerade ein SMS geschrieben habe – unglaublich.»

Teure Smartphones locken Diebe

Die Stadtpolizei Zürich registriert immer wieder dreiste Handy-Diebstähle. Am 23. September kommt es am Bahnhof Hardbrücke zu einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen. Der Grund: Einer jungen Frau wird das Handy geklaut, Freunde bemerken die Diebe und heften sich an ihre Fersen. Es kommt es zum Streit, wobei einer der Verfolger mit einem Messer verletzt wird. In der Nacht auf Sonntag, 30. September, wird ein 23-jähriger Mann im Kreis 4 vor dem Club Kanzlei von einer Gruppe junger Männer ausgeraubt, in derselben Nacht bedrohen Unbekannte einen 18-Jährigen vor dem Club Oxa und nehmen ihm Handy und Portemonnaie ab.

Das Klauen von Handys scheint sich für Diebe zu lohnen. «Der Wert der mitgeführten Mobiltelefone hat in den letzten Jahren zugenommen», sagt Jürg Thalmann, Mediensprecher der Mobiliar. Smartphones würden nicht nur öfter geklaut, sondern deren Verlust auch viel eher gemeldet. Auch Ursula Steingruber, Mediensprecherin der Axa Winterthur, bestätigt: «Bei Diebstählen von Mobiltelefonen lässt sich eine generelle Zunahme feststellen.» Unter welchen Umständen die Handys geklaut werden, wird nicht erfasst. Ob es sich bei den gemeldeten Fällen um Entreissdiebstähle wie bei Adrian M. handelt, kann deshalb nicht gesagt werden.

Entreissdiebstähle nehmen zu

Doch nicht nur Mobiltelefone, auch Wertgegenstände wie Taschen oder Laptops werden längst nicht mehr nur heimlich gestohlen, sondern regelrecht entrissen. Die Zahl der sogenannten Entreissdiebstähle ist in der Schweiz explodiert: Zwischen 2010 und 2011 stieg sie um 37 Prozent auf 1553 Fälle.

Die kantonalen Unterschiede sind dabei erheblich. Während die Kantone Waadt und Bern Anstiege um satte 103 und 69 Prozent beklagen, sind es in Genf 28, in Zürich 24 und in Basel-Stadt 11 Prozent. «In Bern haben sämtliche erfassten Diebstähle zugenommen, auch Taschen- oder Trickdiebstähle», hält Nicolas Kessler von der Kantonspolizei Bern fest. Im Kanton Zürich zeichnet sich für 2012 mit 183 neuen Fällen im ersten Halbjahr ein weiterer Zuwachs ab. «In den letzten Wochen und Monaten haben wir leider eine Zunahme solcher Delikte feststellen müssen», sagt Marco Cortesi, Sprecher der Stadtpolizei Zürich.

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