Wer 80 ist, soll das Billett abgeben

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VerkehrssicherheitWer 80 ist, soll das Billett abgeben

Statt Kontrollen alle zwei Jahre soll ab 80 Schluss mit Autofahren sein. Das fordert der Baselbieter Marc Joset. Senioren werfen ihm Diskriminierung vor.

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Im Alter von 80 Jahren sollen Senioren automatisch ihren Führerschein abgeben müssen. Das fordert der ehemalige Baselländer Kantonsrat Marc Joset in einem Interview auf Tele M1. Der SP-Mann ist heute 69 Jahre alt und will selbst bis maximal 80 fahren, falls er so lange fit genug sei.

Klar ist: Ab 80 sinkt die Fahrtauglichkeit rapide. So stellte eine Studie des VCS aus dem Jahr 2010 fest, dass über 80-Jährige 14 mal mehr Unfälle verursachen als 49- bis 65-Jährige.

Der Verkehrsmediziner Rolf Seeger vom Zürcher Institut für Rechtsmedizin sagte 2015 in einem Interview, dass 80 bis 85-Jährige in der Regel an die Leistungsgrenze der Fahrtauglichkeit kommen. In komplexen Situationen auf der Strasse seien sie schnell überfordert. Doch auch er hält fest, dass es immer Ausnahmen gebe.

«Jeder Mensch altert anders»

Bei der Vereinigung aktiver Senioren und Selbsthilfe-Organisationen (Vasos) hat man darum wenig Verständnis für Josets Forderung. «Wir sind gegen eine Limite. Das ist verkehrt, diskriminierend und willkürlich», sagt Co-Präsidentin Vreni Hubmann dezidiert. Vielmehr befürworte man die geltende Regel, wonach Personen ab 70 alle zwei Jahre eine Fahrtauglichkeitsprüfung ablegen müssen.

«Jeder Mensch ist anders und altert anders», so Hubmann. Das sei besonders wichtig, weil es Leute gebe, die wirklich noch gut fahren können und auf das Auto angewiesen seien, weil etwa ihr Partner nicht mehr so gut zu Fuss sei, oder sie an einem Ort wohnten, wo sie ein Auto brauchten.

Roadcross gegen Pauschallösung

Auch die Strassenopfervereinigung Road Cross, die bei Verkehrsthemen oft eine harte Haltung einnimmt, lehnt die Forderung von Joset ab. «Wir sind für eine differenzierte Lösung», sagt Sprecherin Patrizia Koller. Im Zusammenhang mit Fahren im Alter appelliere man an die persönliche Verantwortung jedes einzelnen. «Wir befürworten die medizinischen Checks alle zwei Jahre und sind gegen eine Pauschallösung bezüglich des Billettentzugs im Alter.»

Marc Joset war von 1999 bis 2014 Mitglied des Kantonsrats Baselland. Derzeit kandidiert er für den Gemeinderat Binningen.

Ab 70 alle zwei Jahre zum Fahrtauglichkeitstest

Ab 70 Jahren müssen Senioren alle zwei Jahre beim Hausarzt einen Check machen, bei dem ihre Fahrtauglichkeit überprüft wird. Die Mediziner machen dazu Seh- und Hörtests und überprüfen die mentale Leistungsfähigkeit. Ab Mitte 2016 soll zudem in der ganzen Schweiz die Ausgabe eines «Fahrausweis light» möglich sein. Dieser kann örtlich, zeitlich oder auf bestimmte Strassentypen beschränkt sein.

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