Anonymous hackt Schweizer Job-Portale

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Daten veröffentlichtAnonymous hackt Schweizer Job-Portale

Hacker haben 44 Job-Portale attackiert und sollen persönliche Daten von Millionen Jobsuchenden veröffentlicht haben. Vier Schweizer Seiten sind betroffen.

G. Brönnimann
von
G. Brönnimann
Mit diesem Foto macht Anonymous Italia auf die Operation «NessunDorma» aufmerksam. Es geht um Arbeitspolitik in Italien und Europa.
Mit dieser Botschaft wurden laut Tio.ch die Besucher von Schweizer Job-Portalen (E-lavoro.ch, Altiservizi.ch, E-impresa.ch und Alti.ch) begrüsst: Manche Schweizer Inserenten werden als «Rassisten» beschimpft. Und oben die Botschaft: «Just been hacked» - gerade gehackt.
Ein Screenshot, der zeigt, dass die Hacker Zugriff auf Datenbank und E-Mails der Seite E-impresa.ch hatten - und auf alle Kundendaten.
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Mit diesem Foto macht Anonymous Italia auf die Operation «NessunDorma» aufmerksam. Es geht um Arbeitspolitik in Italien und Europa.

Screenshot

Was die italienischen Hacker, die sich zum Anonymous-Kollektiv und zu Lulzsec Italia rechnen, grossspurig im Internet verkünden, ist nichts weniger als ein Datensicherheits-Super-GAU. Mit ihrer #OpNessunDorma («Operation Keiner Schläft») wollen unbekannte Hacker eine ganze Reihe von Jobsuch-Portalen gehackt haben. Sie geben an, nicht nur die Websites verunstaltet zu haben: Anonymous Italia schreibt auf Blogs und Social Media, sie seien im Besitz sämtlicher Daten.

Das würde bedeuten: Alle Informationen von 37 italienischen und sieben internationalen Jobportalen – laut Anonymous Italia 6'000'000 Nutzerprofile, 15 Gigabyte an Nutzerdaten, eine halbe Million von internen Bewertungen von Arbeitnehmern durch Agenturen, Kunden und Unternehmen, «unzählige» interne Dokumente der Agenturen sowie Kontakte der wichtigsten Unternehmen – sind in der Hand unbekannter Aktivisten. Laut Tio.ch ist auch die Schweiz betroffen, konkret die Tessiner Job-Seiten E-lavoro.ch, Altiservizi.ch, E-impresa.ch und Alti.ch.

«Fremdenhasser und Schweizer Rassisten»

Die Hacker beliessen es nicht beim Datenklau, sie verunstalteten auch die gekaperten Seiten und hinterliessen Botschaften. Auf den Schweizer Seiten, die zur Medacta Group gehören, war unter anderem zu lesen: «Wir gehören zu der schlimmsten Sorte italienischer Parasiten», die auf den Wagen von «rechtsradikalen Fremdenhassern und Schweizer Rassisten aufspringen» würden. Schliesslich stehe in den aufgeschalteten Inseraten von Adecco.ch «explizit, das wir ‹nur Schweizer oder ortsansässiges Personal› suchen». Dabei hätte die Schweiz gleichzeitig «keine Skrupel, jeden auszunutzen, der daherkommt».

Laut Tio.ch wollen die betroffenen Portale rechtliche Schritte einleiten. Man prüfe derzeit noch, wie gross der angerichtete Schaden sei. Der dürfte beträchtlich sein: Laut Tech-Portalen wie Softpedia und TechWorm haben die Hacker einen Teil der erbeuteten Daten, insgesamt 300 Megabyte an Text- und Bilddateien, veröffentlicht – als Beweis, dass die gesamten Datenbanken der gehackten Seiten in ihrem Besitz sind. Gemäss Tio.ch bewiesen die veröffentlichten Schweizer Daten, dass die Hacker wohl Zugriff auf sämtliche persönlichen Informationen von Schweizer Jobsuchenden hatten, deren Profile bei den betroffenen Firmen gespeichert waren. Laut riskbasedsecurity.com sind alle 44 Jobbörsen bei der italienischen Web-Agentur Engitel – der Newsdienst vermutet, dass Anonymous über Engital auf einen Streich an alle Daten gelangte.

Hacker kündigen weitere Aktionen an

Der Hack der Arbeitsportale ist laut Anonymous Italia nur «der Abschluss des ersten Kapitels» ihrer «Operation NessunDorma». Der Hack der Job-Portale sei ein «halb-ernster Diskurs», der aufzeigen soll, worauf man «womöglich neugierig sei, aber niemand erzählt einem diese Geschichte auf diese Weise». Konkret habe Anonymous Italia die «üblichen Witze aus der Welt der Arbeit» satt – insbesondere diejenigen «von unserem lieben (Ministerpräsidenten Matteo) Renzi und (dem Arbeits- und Sozialminister Giuliano) Poletti».

Mit den Daten wollen die Aktivisten laut Softpedia auf die Arbeitsbedingungen in Italien aufmerksam machen – sowie auf geplante Reformen, die grosse Firmen auf Kosten von Arbeitnehmern bevorzugen würden. Ausserdem verlangten die Hacker einen Mindestlohn sowie eine bessere Gesundheitsversorgung. Ob die Daten, wie Anonymous behauptet, «in dieser Sache von Nutzen sein werden», sei dahingestellt. Was die Hacktivisten für das zweite Kapitel planen, erst recht.

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