Schweizer Menükarten bald mit Salz-Warnungen?

Aktualisiert

Lebensmittel-DeklarationSchweizer Menükarten bald mit Salz-Warnungen?

In New York sollen Warnhinweise die Restaurantgäste von Gerichten mit hohem Salzgehalt abhalten. Schweizer Politiker befürworten die Massnahme.

von
B. Zanni

Gästen mit Heisshunger auf Pommes frites oder Pizza könnte beim Aufschlagen der Menükarte der Appetit vergehen. Kleine Salzstreuer-Symbole neben den Gerichten bedeuten so viel wie: «Achtung hoher Salzgehalt». Seit Dienstag warnen zahlreiche New Yorker Restaurants vor Gerichten, die mindestens einen Teelöffel Kochsalz enthalten. Das Symbol soll helfen, gesundheitliche Risiken wie Bluthochdruck, Herzkrankheiten und Schlaganfälle einzuschränken.

Die amerikanische Massnahme findet bei Schweizer Politikern Anklang. SP-Nationalrat Manuel Tornare sagt, ein hoher Salzkonsum sei sehr schädlich für die Gesundheit, gerade bei Kindern und älteren Menschen. «Dass die Restaurants vor Speisen mit hohem Salzgehalt warnen, halte ich für unumgänglich.» Oft wüssten die Konsumenten nämlich gar nicht, dass die Speisen übermässig viel Salz enthalten. Demnächst will Tornare einen Vorstoss einreichen, der Warnhinweise für Restaurant-Speisen und industrielle Produkte verlangt.

Weniger strikt vorgehen würde der Grüne-Nationalrat Jonas Fricker. Er könne sich aber vorstellen, dass die Betriebe die Symbole freiwillig einführten. «Innovative Restaurants könnten damit bei den gesundheitssensiblen Gästen punkten.» Als Beispiel nennt er die Fleischdeklaration. «Steht auf der Karte, dass das Fleisch aus Brasilien kommt, bestelle ich es auch nicht.»

Schweizer essen viel Salz

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt einen Salzkonsum von weniger als fünf Gramm pro Tag. Dies entspricht etwa einem gestrichenen Teelöffel Salz. Die Schweizer essen laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) aber deutlich mehr: neun Gramm respektive zwei gestrichene Teelöffel Salz sind es pro Tag. Die Salzstrategie des Bundes will bis 2016 den Konsum kurzfristig auf acht Gramm pro Tag und langfristig auf fünf Gramm pro Tag senken. «Beim Brot wurden erste Erfolge erzielt», sagt BLV-Sprecherin Eva van Beek. Der mittlere Salzgehalt liege mittlerweile bei 1,46 Gramm pro 100 Gramm Brot und damit im empfohlenen Bereich unter 1,5 Gramm.

Markus Mohaupt, Facharzt am Inselspital Bern, bestätigt, dass gesundheitliche Folgen wegen übermässigen Salzkonsums möglich seien: «Der Blutdruck kann steigen. Auch kann zu viel Salz Entzündungsreaktionen und Gefässprobleme auslösen.»

«Das ist ein völliger Blödsinn»

Bürgerliche Gesundheitspolitiker halten dennoch wenig von Warnhinweisen. «Das ist ein völliger Blödsinn», sagt SVP-Nationalrat Sebastian Frehner. Ansonsten müsse auch auf jedem Tram stehen: «Fahren ist ungesund. Gehen Sie doch lieber ein paar Schritte.» Die Menschen hätten eine staatliche Bevormundung nicht nötig. Dank des Internets sei man heute bestens informiert. Frehner warnt zudem vor einer spassfreien Gesellschaft. «Oft macht ja auch das Spass, was nicht das Gesündeste ist.»

EVP-Nationalrätin Maja Ingold zweifelt an der Wirksamkeit der Warnhinweise. «Auf Zigarettenpackungen wird sogar mit dem Tod vor dem Konsum gewarnt und die Leute rauchen trotzdem munter weiter.» Auch rechnet sie mit einem grossen Aufwand für die Köche. «Es ist doch absurd, wenn sie mit der Waage kochen müssen.»

Die Gastronomiebranche äussert sich nicht konkret zu den Warnhinweisen. «Das Gastgewerbe unternimmt viel zum Thema massvoller Salzkonsum», sagt Brigitte Meier-Schmid, Leiterin Kommunikation von Gastrosuisse. Die Lehre der gesunden Ernährung spiele bereits in der Ausbildung eine grosse Rolle. «Auf den Erhalt des Eigengeschmacks der Produkte wird sehr geachtet.»

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