Terror verhindernZürcher Polizei überwacht radikalisierte Teenager
Pionierarbeit in Zürich: Die Kantonspolizei beobachtet aktuell zehn Problem-Jugendliche, um Terroranschläge zu verhindern.

Problematische Entwicklungen früh erkennen: Mitarbeitende der Kantonspolizei Zürich. (Symbolbild)
Keystone/Water BieriAls erster Kanton hat Zürich ein sogenanntes Bedrohungsmanagement für Jugendliche ins Leben gerufen. Damit sollen problematische Entwicklungen früh erkannt und durch rechtzeitige Interventionen die Sicherheit an Schulen und im öffentlichen Raum gewährleistet werden, sagt Rolf Weilenmann, Dienstchef Jugendintervention in der Präventionsabteilung der Kantonspolizei Zürich, im «Sonntagsblick».
18 Mitarbeiter befassen sich ausschliesslich mit Problem-Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren. Seit Anfang 2015 wurden 80 Fälle bearbeitet, wovon 50 im Zusammenhang mit Islamismus stehen. Die Polizei will damit verhindern, dass junge Islamisten Terroranschläge in der Schweiz vorbereiten oder sogar ausführen können. Bei der Hälfte der Fälle erwies sich der Verdacht als unbegründet. Mit 25 weiteren Jugendlichen suchten die Polizisten das Gespräch. «Mit einigen stehen wir in ständigem Kontakt», sagt Weilenmann.
«Wachsamkeit und Aufmerksamkeit»
Gemäss «Sonntagsblick» handelt es sich dabei um zehn Jugendliche aus dem ganzen Kanton. «Wachsamkeit und Aufmerksamkeit» seien hier besonders angebracht, sagt Weilenmann. Die Schweizerische Kriminalprävention lobt die Arbeit des Kantons Zürich: «Wenn Menschen sich radikalisieren, ist das immer ein Grund zur Sorge», sagt Chantal Billaud. Durch die Arbeit versuche man, «dieses Problem an der Wurzel zu packen».
Der Winterthurer SP-Politiker Blerim Bunjaku beobachtet die Islamisten-Szene und spricht von einer «neuen Welle der Radikalisierung». In den letzten Wochen habe er festgestellt, dass wieder mehr Jugendliche als zuvor nach Syrien in den sogenannten Heiligen Krieg ziehen wollen, sagt er im «Sonntagsblick». Unter ihnen seien häufig Konvertiten, die Probleme hätten, sich in der Schweizer Gesellschaft zurechtzufinden. «Solche Aussenseiter sind bei den Islamisten willkommen.»
Mehr Prävention in Schulen und Moscheen
Bunjaku begrüsst zwar, dass die Polizei radikalisierte Jugendliche früh identifizieren will, doch ist ihm das nicht genug «In den Schulen und Moscheen braucht es mehr Prävention, um eine Radikalisierung überhaupt erst zu verhindern», sagt er. Auch fehle es an Hilfe für betroffene Eltern: «Sie sind oft ratlos, wenn ihre Kinder plötzlich radikales Gedankengut pflegen und offen mit jihadistischen Gruppen sympathisieren.»