KlimaDie Schweiz im Wetter-Check
Wo regnet es in der Schweiz am meisten? Wo sollte man vor Hagel auf der Hut sein? 20 Minuten liefert nach den Unwettern die spannendsten Fakten zum Schweizer Wetter.

Anfang Juni wütete in Zürich ein heftiges Blitzgewitter. Innert 30 Minuten schlugen 4634 Blitze in der Stadt ein.
Vom Hagel demolierte Autos, blockierte Strassen, überflutete Keller: Die Launen den Natur scheinen immer extremer zu werden. In manchen Teilen der Schweiz standen die Einsatzkräfte in den letzten Wochen deswegen im Dauereinsatz - gerade am Sonntag verwüstete ein Unwetter die Gemeinde Kradolf TG. Der Schaden geht in die Millionen.
Laut Klimaexperten müssen wir uns in Zukunft häufiger auf solche Unwetter einstellen. Das gilt jedoch nicht für die ganze Schweiz. Gewisse Regionen sind eher gefährdet. Zum Beispiel das Berner Oberland. Hier regnet und hagelt es regelmässiger als in anderen Landesteilen. Auch im Tessin spielt das Wetter gerne verrückt. Nirgendwo sonst blitzt es häufiger als in der Sonnenstube der Schweiz.
20 Minuten hat die Wetterdaten der letzten dreissig Jahren analysiert und zeigt, wo der Sommerausflug garantiert trocken endet und wo es einem die Wanderlaune verhageln kann.
Sonnenscheindauer
Quelle: MeteoSchweiz/ eigene Darstellung (tbi/ekr)Ist es in Graubünden, dem Wallis und dem Tessin schöner als im Rest der Schweiz? «Gemessen an der relativen Sonnenscheindauer ist dies tatsächlich der Fall», sagt Stephan Bader vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie. Die in Prozent angegebene Sonnenscheindauer gibt darüber Auskunft, wie lange die Sonne im Vergleich zu ihrer total möglichen Zeit am Himmel steht. «Je häufiger der Himmel an einem Ort bedeckt ist, um so tiefer ist der Prozentwert.»
Die Karte zeigt: In den Südtälern der drei Kantone war es in den letzten dreissig Jahren am sonnigsten. Das bei Touristen beliebte Zermatt und das bündnerische Brusio teilen sich in der Sonnenschein-Statistik die vorderen Plätze. Hier lacht die Sonne mit annähernd 60 Prozent am häufigsten. Wenig zu lachen hat man hingegen in der Region Zürich. Hier lässt sich die Sonne nur jeweils einen halben Tag blicken. Dasselbe gilt auch für Teile von Luzern, den Berner Jura und den Kanton Schaffhausen, wo die Sonne ebenfalls ein seltener Gast ist.
Am meisten Sonnenstunden gibt es im Tessin: Auf der Cimetta, dem Hausberg von Locarno, scheint die Sonne durchschnittlich 2191 Stunden im Jahr oder sechs Stunden pro Tag.
Temperatur
Quelle: MeteoSchweiz/ eigene Darstellung (tbi/ekr)In Basel, der Genfersee-Region, im Rheintal oder dem Tessin knackt das Thermometer regelmässig die Hitze-Marke. Mit einer Durchschnittstemperatur von 12 Grad ist es in Locarno und Lugano jedoch am wärmsten.
Rund 10 Hitzetage stehen den Locarnesi pro Jahr durchschnittlich ins Haus. «Das hängt besonders mit dem häufigen Schönwetter mit starker Sonneneinstrahlung zusammen», erklärt Bader. Dabei spielt die Topografie eine grosse Rolle. «Weil das meist aus West und Nordwest heranziehende Schlechtwetter von den Bergen oft zurückgehalten wird, kommen das Tessin und das Wallis häufiger in den Genuss von Schönwetter und damit auch zu höheren Temperaturen.»
Wer angesichts der Temperaturen einen kühlen Kopf bewahren möchte, sollte nach Zermatt oder in die Region um St. Niklaus ziehen. Hier liegt die durchschnittliche Jahres-Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt. Noch kälter ist es nur noch auf dem unbewohnten Jungfraujoch. Hier beträgt die Durchschnittstemperatur frostige -7,2 Grad.
Den Schweizer Kälterekord wurde in La Brévine aufgestellt. Im Winter 1987 war es in dem neuenburgischen Hochtal derart kalt, dass sogar das Quecksilber einfror: Arktische -41,8 Grad machen die 655-Seelen-Gemeinde zum unbestrittenen Kälte-Schweizermeister. Im auf 382 Meter über Meer gelegenen Grono war es 2003 bedeutend wärmer. Im Jahrhundertsommer wurde in dem bündnerischen Dorf die Rekord-Temperatur von über 41,5 Grad gemessen.
Niederschlag
Quelle: MeteoSchweiz/ eigene Darstellung (tbi/ekr)Im Tessin scheint zwar häufig die Sonne, doch das bewahrt die Ticinesi nicht vor kräftigen Regengüssen - Camper können ein Lied davon singen. Der Blick in die Statistik zeigt, dass die Tessiner damit nicht die Einzigen sind. In der Innerschweiz, dem Linthgebiet und dem Jurabogen fallen ebenfalls regelmässig dicke Tropfen vom Himmel. Am meisten schüttet es jedoch im Säntis-Gebiet und rund um Eiger, Mönch und Jungfrau. Hier wurden in den letzten dreissig Jahren Niederschlagsmengen von jährlich 3 m pro Quadratmeter gemessen. Zum Vergleich: Das sind mehr als 3000 Liter Wasser, die im Berner Oberland im Jahr pro Quadratmeter vom Himmel fallen. Mit dem Sturzbach könnte man pro Quadratmeter 21 Badewannen füllen.
Am trockensten ist es im Kanton Wallis. In den Regionen um Sitten und Visp regnet es im Durchschnitt und Jahr weniger als 70 cm pro Quadratmeter. Die im Bezirk Visp liegende Messstation Ackersand kommt sogar auf den Trockenrekord von 55 cm pro Quadratmeter – also 3,9 Badewannen.
Hagelgefahr
Quelle: MeteoSchweiz/ eigene Darstellung (tbi/ekr)5732 Schadensfälle gingen letztes Jahr bei der Schweizerischen Hagel-Versicherungsgesellschaft ein. Ein Jahr zuvor mussten die Versicherer gar 9372 Hagelfälle beurteilen. Der durch die Eiskörner verursachte Schaden geht in die Millionen. Ein Hagelsturm, der 2011 in der Region Obersee tobte, hat allein einen Schaden in der Höhe von 100 Millionen Franken angerichtet.
Besonders oft hagelt es im Emmental und im Südtessin. Aber auch im Berner Oberland und in den Voralpen fallen die Eisgeschosse des Öftern vom Himmel. Sorglos lebt man hingegen im Alpenbogen. Im Wallis und in Graubünden müssen deutlich weniger häufig Hagelversicherungen abgeschlossen werden als im Rest der Schweiz.
Blitzgefahr
Quelle: MeteoSchweiz/ eigene Darstellung (tbi/ekr)Erst kürzlich sorgten 20'000 Blitze für eine gigantische Lichtershow am Schweizer Himmel. Experten schätzen, dass in der Schweiz jährlich bis zu 150'000 Blitze niedergehen. Die meisten von ihnen schlagen im Tessin ein. Besonders zwischen Mai und September blitzt und donnert es in der Südschweiz regelmässig.
Weitere Blitz-Hotspots sind die Voralpen, das Berner Oberland und der Jurabogen. Das liebste Ziel der Blitze ist jedoch der 2502 Meter hohe Säntisgipfel: In den Fernsehturm auf dem St. Galler Hausberg schlagen europaweit die meisten Blitze ein. Seit 2010 betreibt die ETH deshalb auf der Bergspitze ein Blitzlabor.
Mit Stromstärken von bis zu 300'000 Ampere und Temperaturen von bis zu 30'000 Grad kann das Naturschauspiel ein tödliches Ende nehmen: Pro Jahr sterben in der Schweiz etwa drei bis sechs Menschen an den Folgen eines Blitzschlags. 2013 waren es gar neun Personen, die vom Blitz getroffen wurden.
Wer sich von den zuckenden Stromentladungen fernhalten will, sollte ins Wallis oder den Kanton Graubünden ziehen. Hier ist die Blitzgefahr laut Meteo Schweiz am geringsten.
Die Auswertung zeigt: Am unbesorgtesten lebt es sich im Kanton Graubünden. Viel Sonnenschein, angenehme Temperaturen und die tiefe Blitz- und Hagel-Gefahr machen die «Ferienecke der Schweiz» zu einem lohnenswerten Reiseziel.