Keine TierliebeEnten füttern soll bald verboten werden
Sie verfetten und bekommen Gicht: Das Füttern von Wasservögeln ist alles andere als gut, sagen Experten. Nun will der Bund ein Verbot in Schutzgebieten einführen.

Kinder füttern Enten und Schwäne.
Sie sind in der ganzen Schweiz zu beobachten – Senioren oder Familien mit kleinen Kindern, die am See stehen und Wasservögel füttern. Doch der scheinbar harmlose Zeitvertreib soll bald ein Ende haben. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) will das Füttern von Wildtieren mindestens in Schutzgebieten verbieten. Dies soll in die Teilrevision der Verordnung über die Wasser- und Zugvogelreservate einfliessen.
Pure Schikane? Nein, sagen Experten: Das Füttern von Wasservögeln habe weitreichende negative Konsequenzen – nicht nur für die Vögel selbst, sondern für die gesamte Umwelt. So gibt es gemäss Christan Heeb vom Berner Jagdinspektorat etwa Probleme am Wohlen- und am Thunersee. Die meisten Leute würden die Tiere an denselben Plätzen füttern. «Dort kommt es zu einer übernatürlich grossen Ansammlung von Wasservögeln, was bei den Tieren Stress und unnatürliches Verhalten auslöst», so Heeb. Zudem begünstige dies die Übertragung von Krankheitserregern. Und: «Auch schwache und kranke Vögel können so länger überleben.»
«Falsch verstandene Tierliebe»
Der Schwyzer Kantonstierarzt Thomas Fuchs teilt diese Einschätzung. Es sei nicht nötig, Wasservögel im Winter zu füttern. «Das zusätzliche Brot kann dazu führen, dass die Tiere übermässig viele Kohlenhydrate zu sich nehmen.» Es komme dann zu Verfettung. Bei Enten sehe man ausserdem häufig Gicht. «Die ist auf falsche Futterzusammensetzung zurückzuführen», so Fuchs. Zudem bleibe ein Teil des Brotes im Wasser zurück, wodurch sich die Algen vermehrten. «Dies verändert das Biotop», warnt der Tierarzt.
Die Fütterung hat nicht nur einen Einfluss auf den See. Gemäss Martin Baumann, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bafu, führt der hohe Bestand von Schwänen ausserdem dazu, dass umliegende Wiesen stärker verkotet werden. Auch sonst könnten Schwäne erhebliche Schäden anrichten, wie er der «Zürichsee Zeitung» sagte. Am Ufer brütende Tiere könnten zudem aggressiv werden und Eltern mit kleinen Kindern angreifen.
Das Füttern von Schwänen ist auch der Stadt Luzern ein Dorn im Auge. In ihre neue Kampagne zum Thema bezieht sie nebst den Tauben erstmals auch Schwäne mit ein. Darin wird die Vogelfütterung als «falsch verstandene Tierliebe» bezeichnet.