Gefängnis PöschwiesHäftlinge von umstrittenen Imamen betreut
In einem Zürcher Gefängnis werden muslimische Inhaftierte von Imamen betreut. Einige pflegen Beziehungen zu Salafisten oder zur türkischen Regierung.
Die Vereinigung der islamischen Organisationen in Zürich (Vioz), beschäftigt in allen Zürcher Gefängnissen Imame als Seelsorger für muslimische Gefangene. Nun schlägt Islam-Expertin Saïda Keller-Messahli Alarm: Einige Imame, die im Gefängnis Pöschwies in Regensdorf tätig sind, pflegten bedenkliche Beziehungen, wie sie gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagt.
Zu den umstrittenen Imamen gehören der Mazedonier Nebi Rexhepi, der im Rahmen der Union albanischer Imame häufig Seminare mit salafistischen Predigern aus dem Balkan organisiert hat. Zwei der Imame, die er in die Schweiz einlud, Shefquet Krasniqi und Mazllam Mazllami, wurden im Kosovo wegen Aufruhr und religiöser Hasspredigt verhaftet.
Kollege von Erdogan-Spitzel
Im Seelsorger-Team von Pöschwies ist auch der türkische Imam Bilal Yildiz. Er gehört zur türkischen Religionsbehörde Diyanet sowie eine ihr nahen Stiftung in der Schweiz, der «Türkisch-Islamischen Stiftung für die Schweiz». Er arbeitete in einer Moschee in Oerlikon mit dem Imam Engin Yilmaz zusammen. Dieser wurde im März als Erdogan-Spitzel enttarnt. Auf Anfrage des «Tages-Anzeigers» sagte Yildiz, er kenne Yilmaz kaum und zudem sei dieser aus der Moschee und der Stiftung ausgetreten.
Ebenfalls auffällig sei Fatih Dursun, ein Landsmann von Yildiz, der von 1989 bis 2014 in Pöschwies tätig war. Er ist heute Zürcher Sektionspräsident der Union Europäisch-Türkischer Demokraten, eine Lobby-Organisation Erdogans. Diese hat sich seit dem Putsch stark radikalisiert.
Anti-Jihadismus-Kurse zurückgezogen
Saïda Keller-Messahli hat Andreas Naegeli, Direktor des Gefängnisses Pöschwies, sowie den Zürcher Chef des Amts für Justizvollzug, Thomas Manhart, schon im April auf die zweifelhaften Imame aufmerksam gemacht. Keller-Messahli möchte, dass die Gefängnisse die Zusammenarbeit mit dem Vioz aufgeben und stattdessen Sozialarbeiter und Psychologen einsetzen.
Als Keller-Messahli wegen der Imame beim Amt für Justizvollzug eine Anfrage stellte, erfuhr sie, dass die Kurse für das Strafvollzugspersonal «Jihadismus – erkennen, verstehen, handeln», die Keller-Messahli mitgeleitet hat, zurückgezogen worden waren. Die Sprecherin des Amtes für Justizvollzug, Jessica Maise, sagte dem «Tages-Anzeiger», Keller-Messahli vermittle in den Kursen eine Haltung, die den Grundprinzipien der Integration und interreligiösen Zusammenarbeit, die die Justizdirektion vertritt, widerspreche. Maise versichert weiter, dass alle aktuellen Imame des Pöschwies bei einer Personensicherheitsüberprüfung durch die Kantonspolizei als unbedenklich eingestuft worden sind.