Neues Trendwort«Männer würden sich nie lumbersexuell nennen»
Sie tragen Holzfäller-Hemden, Stiefel und Bärte und werden lumbersexuell genannt. Experten erklären, weshalb wir alles benennen müssen und wer solche Ausdrücke kreiert.
Metrosexuell, spornosexuell, Norm Core, Hipster, Nerd, Nipster und wie sie alle heissen. Nun hat sich noch ein neuer Name in die Männer-Trend-Kleider-Lebensstil-Liste eingereiht: lumbersexual. Wortwörtlich heisst das so viel wie Bauholz-sexuell.
Gemeint sind aber Männer, die den typischen Holzfäller-Look tragen: karierte Flanellhemden, schwere Stiefel und lange Bärte, wie Storyfilter schreibt. Obwohl der Stil des «lumberjacks» (eben: Holzfäller) nicht neu ist, sorgt er seit der offiziellen Namensgebung vom Modemagazin «Cosmopolitan» und dem Newsportal Buzzfeed weltweit für Schlagzeilen.
«Kleiderfirmen wollen damit Werbung betreiben»
Doch woher kommen eigentlich all diese Namen? Stecken Firmen dahinter, die mit einem cleveren Marketing-Trick agieren? Oder brauchen Journalisten einfach einen Begriff, um über diesen Trend schreiben zu können? Frank Luck, Gender-Experte der Uni Basel, sagt: beides.
Luck erklärt, es sei wichtig zu unterscheiden, ob wir es mit gesellschaftlichen oder ökonomischen Prozessen zu tun hätten. Phänomene zu benennen, könne eine Marketing-Strategie sein. «Mann-Sein» könne neuerdings aber vielfältig gelebt werden, dies sei ein bedeutender gesellschaftlicher Wandel. Wohl sei es aber auch eine Notwenigkeit für Journalisten, Trends einen Namen zu geben, damit eine Berichterstattung möglich ist.
Auch Karin Frick, Trendforscherin vom Gottlieb-Duttweiler-Institut, sagt, die Erfindung dieser Namen bediene das Interesse verschiedener Parteien. Das Ziel sei aber immer dasselbe: Aufmerksamkeit generieren, provozieren, etwas kreieren, das polarisiere und im Gedächtnis bleibe. «Kleiderfirmen beispielsweise wollen mit solchen Ausdrücken vom Modeheftli in den redaktionellen Teil kommen, um Werbung für ihre Flanellhemden zu machen.»
«Journalisten wollen Begriffe prägen»
Doch auch Journalisten hätten ein Bedürfnis, mit derartigen Bezeichnungen ein Trendwort zu erschaffen oder einen Begriff zu prägen, damit sie weiter zitiert und beachtet würden. «Unter Journalisten, Bloggern und anderen Publizierenden herrscht ein harter Wettkampf. Wer ein solches Reizwort erfindet, macht Eindruck.»
Je emotionalisierter ein Wort sei, desto besser. Daher enthielten viele dieser Ausdrücke den Begriff «sexuell», das sorge bekanntlich für Aufregung und habe einen hohen Reizwert, so Frick. «Kein Mann würde aber sich selbst als lumbersexuell oder spornosexuell bezeichnen.» Schliesslich wolle niemand schubladisiert werden. Diese Ausdrücke brauche man eher in abwertender Art, um über andere zu sprechen.