Neuer FallDschihadist aus Winterthur stirbt in Syrien
Vor dem Lehrling Sandro zog schon ein Winterthurer nach Syrien in den Kampf. Dort wurde er bei einem Luftangriff getötet.
Gemäss Recherchen von 20 Minuten ist ein weiterer Winterthurer, der sich Ibn Muhamad al-Kurdi nennt, nach Syrien gereist, um für den IS zu kämpfen. Wann er ging, ist unklar. Jetzt soll er aber tot sein. Dies haben Freunde des 21-Jährigen auf einer Facebook-Seite vermeldet. Bei einem Luftangriff im Januar auf Kobane sei er ums Leben gekommen.
Der Winterthurer wurde irgendwann nach seinem 16. Lebensjahr radikalisiert und versuchte, andere von diesem Glauben zu überzeugen. Daran erinnert sich ein muslimischer Teenager, der den damals 19-Jährigen im Sommer 2013 bei der Arbeitsintegrationsstelle Trampolin in Winterthur kennengelernt hatte. «Er war dort, weil er seine Lehre abgebrochen hatte.»
Mehrmals pro Woche habe er versucht, mit ihm über den Islam zu reden. «Er wollte, dass ich mit ihm in seine Moschee gehe», so der Teenager.
Keine Auskunft – wegen laufender Untersuchungen
Bei Trampolin kann man sich nicht dazu äussern, da man aus Datenschutzgründen keine Auskünfte über ehemalige Programm-Teilnehmer geben darf. Leiter Manfred Flühmann sagt nur so viel: «Radikalisierungen werden bei uns nicht toleriert, das haben wir auch klar in unserem Leitbild festgehalten.»
Die Bundesanwaltschaft und der Nachrichtendienst bestätigen diesen vierten Fall aus Winterthur wegen des Untersuchungsgeheimnisses nicht.
Gibt es noch mehr radikalisierte Teenager?
Der 18-jährige Winterthurer Sandro,* der im Februar zum IS nach Syrien gereist ist, hatte Kontakt zu radikalen Muslimen, sagen seine Kollegen. Laut ihren Aussagen handelt es sich um junge Leute, die erst vor Kurzem zum radikalen Glauben gefunden haben. «Praktisch alle sind Muslime – meist Araber, Türken oder Albaner», so ein Jugendlicher. Spreche man sie auf den IS an, würden sie jegliche Sympathie für die Terrormiliz abstreiten. «Das sagen sie aber nur, in Wahrheit sind sie natürlich für den IS.»
In Winterthur gebe es Kontaktpersonen, die den Leuten helfen würden, nach Syrien zu gehen, heisst es. Einer soll ein rund 30-jähriger Albaner sein. Laut unbestätigten Erzählungen der Jugendlichen soll er den 18-jährigen Sandro in die Türkei begleitet haben – und dann in die Schweiz zurückgekehrt sein.
Einige haben das Gefühl, aus den Reihen der radikalen Muslime seien noch mehr verschwunden. «Gewisse Gesichter sieht man plötzlich nicht mehr», sagt ein anderer.
*Name der Redaktion bekannt.