Doktor Sex«Viele Freier bekommen mit Gummi keine Erektion»
Warum verlangen Freier von Prostituierten Sex ohne Kondom? Doktor Sex Bruno Wermuth erklärt, warum Männer ihre Gesundheit riskieren.
Die Mehrheit der Prostituierten praktiziert Sex ohne Kondom. Das zeigt eine noch unveröffentlichte Studie, die die Uni Lausanne im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit durchgeführt hat. Befragt wurden 500 Sexarbeiterinnen und -arbeiter in der Schweiz..
Rundschau SRFDoktor Sex, gemäss einer neuen Studie praktiziert eine Mehrheit der Prostituierten in der Schweiz Sex ohne Gummi. Weshalb wollen Freier überhaupt ungeschützten Sex?
Einem Teil der Männer bringt das Risiko, sich anzustecken, einen besonderen Kick. Es macht für sie den Besuch bei einer Prostituierten zu einem noch grösseren Abenteuer, sie sehen das als eine Art Roulette, es ist für sie Gambling. Ein anderer Grund ist jedoch häufiger.
Welcher ist das?
Es gibt Freier, die bekommen mit Gummi gar keine Erektion. Viele Männer haben das Problem, dass der Penis erschlafft, wenn sie das Kondom überstreifen. Das geschieht vor allem in Stresssituationen. Und viele Männer sind natürlich aufgeregt, wenn sie zu einer Sexarbeiterin gehen. Und dann gibt es noch jene Männer, die generell keinen Sex mit Kondom wollen, weil es für sie zu wenig gefühlsecht und intensiv ist.
Dass das Risiko, sich mit einer Geschlechtskrankheit anzustecken, bei einer Prostituierten besonders gross ist, blenden diese Männer einfach aus?
Viele sehen das wohl anders: Sie reden sich ein, Sexarbeiterinnen müssten sich wegen ihres Jobs sicher regelmässig testen lassen. Hinzu kommt: Selbst eine Ansteckung mit HIV sehen viele Männer nicht mehr als Bedrohung, manche glauben gar fälschlicherweise, die Krankheit sei mittlerweile heilbar. Sie wiegen sich in falscher Sicherheit. Und sie wissen, dass andere Geschlechtskrankheiten wie Tripper oder Syphilis sich mit Antibiotika relativ leicht behandeln lassen und nehmen es in Kauf, damit infiziert zu werden.
Bruno Wermuth ist Sexualberater und Sexualpädagoge mit Praxis in Bern. Als «Doktor Sex» beantwortet er Fragen der 20-Minuten-Leser.