«Putin-Gate»Fiel Schweizer Agent auf russische Spionin rein?
Ein Mitarbeiter des Nachrichtendiensts soll wegen einem Verhältnis mit einer Russin entlassen worden sein. Der NDB hüllt sich in Schweigen.

Die Russin Anna Chapman wurde auf Whistleblower Edward Snowden angesetzt. Wiederholt sich die Geschichte in der Schweiz?
Keystone/AP/Alexander Zemlianichenko jrUnschuldige Liebschaft oder Staatsaffäre? Diese Frage stellt sich derzeit im Nachrichtendienst des Bundes (NDB). Ein Mitarbeiter – zuständig für die Oststaaten – hat an einer Konferenz in Moskau eine Frau kennengelernt und sich in sie verliebt. Nun soll er wegen der Liaison mit der Russin entlassen worden sein, schreibt die «Schweiz am Sonntag». Intern spreche man bereits vom «Putin-Gate».
Die NDB-Verantwortlichen hüllen sich in Schweigen. Man gebe «keinerlei Kommentare ab», schrieb eine Sprecherin. Ob es sich bei der Russin tatsächlich um eine Spionin handelt, ist nicht erwiesen. Der entlassene Mitarbeiter soll sich auf den Standpunkt stellen, er habe eine harmlose Liebesbeziehung mit ihr unterhalten. Einige Beobachter mutmassen, NDB-Direktor Seiler habe aus Angst vor den Russen überreagiert.
Spionagetätigkeit nimmt zu
Die heimlichen Aktivitäten Russlands im Westen sollen generell zugenommen haben. Im Lagebericht 2015 des NDB heisst es: «Eine 25 Jahre dauernde Ära, in der sich in Europa zwischenstaatliche Konflikte zurückbildeten, ist zu Ende gegangen. Die neue Ära wird aller Wahrscheinlichkeit nach durch eine lang anhaltende strategische Konfrontation zwischen dem Westen und Russland auf politischer, wirtschaftlicher und militärischer Ebene gekennzeichnet sein.»
Deutschland stellt ebenfalls eine Zunahme russischer Spionagetätigkeit fest, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» schrieb. Manche seien als Diplomaten getarnt, andere seien «Agenten, die mit einer bürgerlichen Legende als Russen oder gar als ‹Inländer› in ihrem jeweiligen Einsatzgebiet leben». In Bundesbern sorgt nicht zum ersten Mal eine Russin für Aufregung: 2011 verlor der Chef der Bundeskriminalpolizei, Michael Perler, seinen Posten, weil er seine russische Freundin auf eine Geschäftsreise nach St. Petersburg mitgenommen hatte.
Auf Snowden angesetzt
Die berühmteste aller Russen-Affäre betrifft aber Anna Chapman (34). Die Tochter eines ehemaligen KGB-Offiziers soll unter anderem versucht haben, den Whistleblower Edward Snowden zu verführen. Zudem soll sie über ihren Vater Geldtransaktionen in Millionenhöhe nach Simbabwe getätigt haben, um russische Agententätigkeiten zu finanzieren. Sie wurde im Juni 2010 vom FBI verhaftet.