Beispiel EgerkingenSVP-Mann fordert Deutsch auf allen Pausenplätzen
SVP-Nationalrat Walter Wobmann will, dass in allen Schweizer Schulen auch in den Pausen nur Deutsch gesprochen werden darf. Sonst gibt es eine Busse. Der Lehrerverband ist empört.

Umstrittenes Vorhaben: Nationalrat Walter Wobmann will, dass in allen Schulen des Landes Deutsch gesprochen wird. (Archiv)
Keystone/Peter SchneiderDie solothurnische Gemeinde Egerkingen, in denen viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund zur Schule gehen, beabsichtigt, dass auf dem Pausenplatz nur noch Deutsch gesprochen werden darf. Wird ein Schüler oder eine Schülerin dreimal erwischt, dass sie eine andere Sprache spricht, soll er oder sie zehn Lektionen in einem Deutschkurs besuchen müssen. Die Kosten von 550 Franken müssen die Betroffenen selber bezahlen. Wer sich weigert, die Stunden zu besuchen, wird mit einer Busse bestraft.
Walter Wobmann ist von diesem Entscheid des Gemeinderats von Egerkingen äusserst angetan. Wie der SVP-Nationalrat in einem Interview mit Tele M1 erklärt, fordert er die Einführung dieser Regel an allen Schweizer Schulen. Er überlege sich momentan einen entsprechenden Vorstoss, sagt der 58-jährige Solothurner Politiker.
Heftiger Widerstand im Kanton
Die Absichten der politischen Behörden von Egerkingen und von Nationalrat Wobmann stossen auf grossen Widerstand. Franziska Roth (47), Präsidentin der SP des Kantons Solothurn und selbst Lehrerin, prüft eine Aufsichtsbeschwerde, wie sie auf Tele M1 sagt. Der Entscheid des Gemeinderats des Dorfes sei äusserst schädlich für den ganzen Schulbetrieb. Zudem mische sich der Gemeinderat ohne pädagogisches Feingefühl massiv in den Schulbetrieb ein. Der Deutsch-Zwang an den Schulen in Egerkingen wird wohl bald den Solothurner Regierungsrat beschäftigen.
Unterstützung findet die solothurnische SP-Politikerin vom Schweizer Lehrerverband. Vizepräsidentin Marion Heidelberger (48) erklärt gegenüber dem «Blick», dass das Vorhaben der Behörden von Egerkingen «gar nicht geht». Der Gemeinderat befände sich in einem juristischen Graubereich. «Zudem liegen solche pädagogischen Entscheide klar in der Kompetenz der Schulleitung.»
Primarlehrerin Heidelberger macht noch auf einen anderen Punkt aufmerksam: «Ausserdem dürften die Kinder dann auch nicht mehr Englisch oder Französisch miteinander sprechen. Das ist absurd, schliesslich sind es Unterrichtssprachen.» Zudem schade die ständige Überwachung in den Pausen dem Verhältnis zwischen der Lehrerschaft und den Kindern.