Warnung vor StrahlungMacht WLAN in Schulen die Kinder krank?
Ab 2015 sollen schon Primarschüler mit Handys und Tablets arbeiten – und übers WLAN ins Internet. Kritiker warnen vor Gesundheitsschäden bis hin zu Leukämie und Tumoren.
Laut dem Lehrplan 21, der ab dem Schuljahr 2015/2016 an allen Deutschschweizer Schulen umgesetzt werden soll, sollen Kinder schon im Kindergarten und in der Primarschule den Umgang mit neuen Medientechnologien lernen. Aufgrund der Verbreitung von Tablets und Smartphones werden folglich nicht nur Computer und Notebooks, sondern auch «mobile Kleingeräte» berücksichtigt.
«Kinder sind besonders empfindlich»
Daran stört sich die Interessengemeinschaft (IG) Lebensgrundlagen - denn Tablets, Smartphones und Netbooks werden in der Regel über WLAN drahtlos mit dem Internet verbunden. «Es gibt Beobachtungen an kanadischen Schulen, wo von Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Lern- und Konzentrationsschwäche die Rede ist», sagte IG-Mitglied Kurt Rohrer der «Basler Zeitung». Er fordert deshalb, dass die Kinder vor der Strahlung der Funknetzwerke geschützt werden. «Wir haben nichts gegen Computer in der Schule. Aber bitte mit einer Kabel- und nicht mit einer Funkverbindung.»
Auch Hans-U. Jakob, Präsident der Schweizerischen Interessensgemeinschaft Elektrosmog-Betroffener, stört sich an der WLAN-Aufrüstung der Schulen. Die Strahlenintensität von WLAN-Sendern sei mit einem Mobilfunkmast in 70 Meter Entfernung vergleichbar. «Kinder reagieren zudem empfindlicher auf hochfrequente Funkstrahlung als Erwachsene.» Kurzfristig führe die Strahlenbelastung zu Nervosität und Konzentrationsstörungen, langfristig seien sogar erhöhte Fallzahlen von Leukämie und Hirntumoren festgestellt worden, sagt Jakob.
Keine Gesundheitsrisiken
Dem widerspricht das Bundesamt für Umwelt (Bafu), das für einen Bericht die Strahlenbelastung der Bevölkerung durch Handymasten untersucht hat. Diese sei niedrig, Gesundheitsrisiken seien keine festgestellt worden. Der Bundesbericht ist bei der Umsetzung des Lehrplans 21, die den kantonalen Bildungsdepartements obliegt, Referenz: «Bei der Beurteilung des Gesundheitsaspekts empfehlen wir den Kantonen, der Beurteilung des Bafu zu folgen», sagt Markus Willi, Leiter der Schweizerischen Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen.
Die Diskussion über mögliche gesundheitsschädigende Auswirkungen der Strahlenbelastungen für die Schüler sei wichtig und müsse geführt werden, so Willi. Eine künftige Schule ohne WLAN sei aber nicht mehr vorstellbar: «Der Lehrplan 21 sieht vor, Kompetenzen im Umgang mit verschiedenen Mobilgeräten zu vermitteln, von denen sich zahlreiche ausschliesslich über WLAN mit dem Internet verbinden lassen.»
WLAN nicht immer eingeschaltet
Die von der IG Lebensgrundlagen geforderte flächendeckende Kabelanbindung, glaubt Willi, sei für zeitgemässe Unterrichtszenarien nur schwer zu realisieren. «Drahtlosnetzwerke brauchen aber gerade in der Unterstufe nicht im 24-Stunden-Betrieb zu laufen, sondern sind nur dann einzuschalten, wenn sie für den Unterricht notwendig sind.»
Diesen Ansatz verfolgt beispielsweise der Kanton Basel-Stadt, wie Markus Bäumler, Co-Leiter der ICT-Medien-Abteilung des Erziehungsdepartements, erklärt: «Eine drahtlose Verbindung wird in den Schulzimmern über Accesspoints nur dann aktiviert, wenn Lehrpersonen oder Schüler eine Internetanbindung über mobile Geräte für den Unterricht benötigen.» Das ermögliche eine raumunabhängige Internetnutzung und führe zu einer geringeren Strahlungsbelastung für Schüler und Lehrer.