«Selbstvertrauen stärken»Schüler sollen in Selbstverteidigungs-Kurse
Der Grosse Rat des Kantons Genf hat beschlossen, in allen Schulen Selbstverteidigungskurse anzubieten. Vielerorts gibt es bereits entsprechende Angebote.
An den Genfer Schulen sollen künftig Kurse zum Thema Selbstverteidigung angeboten werden. Der kantonale Grosse Rat hat den entsprechenden Vorschlag der Bildungskommission diese Woche angenommen. «Wir wollen den Kindern und Jugendlichen ihr Selbstvertrauen zurückgeben», sagt der Initiator der Vorlage, SVP-Grossrat Stéphane Florey. Zu viele von ihnen kämen mit einer Angst im Bauch in die Schule.
Die Kurse sind grundsätzlich für Schüler allen Alters, sollen aber vor allem Oberstufenschüler ansprechen. Florey: «Sie sollen ihnen helfen, in schwierigen Situationen richtig zu reagieren, ohne sich physisch verteidigen zu müssen.» Die Schüler können sie in ihrer Freizeit besuchen und müssen für einen Teil der Kosten selber aufkommen.
Für Selbstvertrauen und Konzentrationsfähigkeit
Das Vorhaben erhält von Beat W. Zemp, dem Präsidenten des Schweizer Lehrerverbands, Lob: «Dass die Volksschule den Lead übernimmt und den Schülern im Quartier Kurse anbietet, finde ich eine gute Sache», sagt er.
Aus seiner Sicht müsse es mehr ausserschulische Angebote unter Leitung der Schule geben. «Im Zusammenhang mit der Tagesschule sind solche Angebote immer mehr ein Thema.» Ausserdem seien Selbstverteidigungskurse gut, weil viele nicht nur das Selbstvertrauen stärkten, sondern auch die Konzentrationsfähigkeit und Selbstkontrolle.
Selbstverteidigung liegt im Trend
Mit dem flächendeckenden Angebot nimmt der Kanton Genf eine Vorreiterrolle in der Schweiz ein. Aber Selbstverteidigungskurse werden auch an Schulen in anderen Städten angeboten – ohne politischen Direktauftrag. In der Stadt Zürich gibt es im Rahmen des Schulsports nebst vielen weiteren Sportarten auch Selbstverteidigungskurse für Mädchen und Knaben.
«Wir arbeiten dabei mit den lokalen Vereinen zusammen, bei denen die Schüler ein Semester lang einen Kurs besuchen können», sagt Ralph König, Leiter der Abteilung Schulsport. Auch Zürcher Schüler müssen dafür etwas bezahlen, die Kurse sind aber subventioniert.
Kurse zum Teil sogar gratis
Ähnlich sieht es in Basel aus, wo man im Schulsport dieses Semester neu den Kurs «Selbstverteidigung für Mädchen» anbietet. «Wir gehen davon aus, dass dies ein Bedürfnis ist», sagt Michele Carere, Leiter Freiwilliger Schulsport.
In Bern wird der Selbstverteidigungskurs für Mädchen im Januar 2017 starten. Normale Kampfsportkurse gibt es in der Hauptstadt aber auch so an den Schulen. Und: Sie sind gratis.
Sportkurse an Schulen
Die meisten Schulen in Deutschschweizer Städten bieten sogenannte freiwillige Schulsportkurse an. Auf Primarschulstufe sind diese etwa in der Stadt Zürich oder Basel möglichst polysportiv ausgerichtet. Die Kurse finden im vertrauten Umfeld in der Schule statt und decken die motorischen Grundbedürfnisse ab.
Ausserdem bieten die Städte die Möglichkeit, in zahlreiche Sportarten hineinzuschnuppern. So arbeiten Basel und Zürich mit lokalen Vereinen und Kursanbietern zusammen, wo die Schüler ein Semester lang einen Kurs besuchen können. Im Bereich Kampfsport etwa haben sowohl Zürich wie auch Basel ein breites Angebot.