«Nie mehr 1 Kilo Poulet-Flügeli für 7 Franken»

Publiziert

Volksinitiative«Nie mehr 1 Kilo Poulet-Flügeli für 7 Franken»

Die Stiftung Sentience Politics will mit einer Volksinitiative «die Massentierhaltung in der Schweiz» abschaffen. Der Bauernverband findet das unnötig.

D. Pomper
von
D. Pomper
Wenn Meret Schneider in Schweizer Supermärkten durch die Fleischabteilung geht, läuft es ihr kalt den Rücken hinunter. «Es wird ein Kilogramm Chicken Wings für 7 Franken verkauft. Überlegen Sie sich einmal, was diese Hühner für ein Leben geführt haben», sagt die Projektleiterin der Stiftung Sentience Politics, die für eine bessere Haltung von Nutztieren kämpft.
Die Stiftung Sentience Politics wird im Frühling 2018 die Volksinitiative «Für weniger Tierleid in der Landwirtschaft (Massentierhaltungsinitiative)» lancieren. Das Ziel: in der Schweiz die Massentierhaltung abzuschaffen und den Import ausländischer Produkte aus Massentierhaltung zu beschränken.
«Die Grundbedürfnisse der Tiere werden nicht berücksichtigt. Die meisten Tiere sehen in ihrem Leben weder Gras noch Sonnenlicht», sagt Schneider.
1 / 9

Wenn Meret Schneider in Schweizer Supermärkten durch die Fleischabteilung geht, läuft es ihr kalt den Rücken hinunter. «Es wird ein Kilogramm Chicken Wings für 7 Franken verkauft. Überlegen Sie sich einmal, was diese Hühner für ein Leben geführt haben», sagt die Projektleiterin der Stiftung Sentience Politics, die für eine bessere Haltung von Nutztieren kämpft.

Wenn Meret Schneider in Schweizer Supermärkten durch die Fleischabteilung geht, läuft es ihr kalt den Rücken hinunter. «Es wird ein Kilogramm Chicken Wings für 7 Franken verkauft. Überlegen Sie sich einmal, was diese Hühner für ein Leben geführt haben», sagt die Projektleiterin der Stiftung Sentience Politics, die für eine bessere Haltung von Nutztieren kämpft.

Deshalb wird die Stiftung im Frühling 2018 Volksinitiative «Für weniger Tierleid in der Landwirtschaft (Massentierhaltungsinitiative)» lancieren. Das Ziel: in der Schweiz die Massentierhaltung abzuschaffen und den Import ausländischer Produkte aus Massentierhaltung zu beschränken. Der Bund soll laut dem Initiativtext «die Würde des Tieres in der landwirtschaftlichen Tierhaltung» schützen. Die Tierwürde umfasse das Recht, nicht in Massentierhaltung zu leben. «In der Schweiz werden jedes Jahr bis zu 50 Millionen Rinder, Schweine und Hühner aus ökonomischen Gründen in grossen Gruppen auf engem Raum gehalten», sagt Schneider. Die Grundbedürfnisse der Tiere würden nicht berücksichtigt. Die meisten Tiere würden in ihrem Leben weder Gras noch Sonnenlicht sehen.

Schweizer Tierschutzgesetz ist eines der «strengsten der Welt»

Der Präsident des Schweizer Bauernverbandes, Markus Ritter, steht der Initiative ablehnend gegenüber: «Wir haben eines der strengsten Tierschutzgesetze der Welt.» Für wichtige Tierarten sei eine Höchstbestandesvorschrift einzuhalten. Das sei weltweit einzigartig. «Es ist vermessen, hierzulande von Massentierhaltung zu sprechen», sagt der CVP-Nationalrat. Die Behauptung, dass Nutztiere in der Schweiz die Sonne nie zu Gesicht bekämen, ist laut Ritter falsch. «83 Prozent der Kühe haben regelmässigen Auslauf auf die Weide. Hühner tanken im Wintergarten Sonnenlicht.» Ausserdem sei in der Schweiz Käfighaltung seit 25 Jahren verboten – im Gegensatz zur EU, wo sie noch immer erlaubt ist. International aber seien die Verhältnisse in der Tierhaltung teilweise prekär. «In den USA etwa gibt es auch heute noch keine Tierschutzgesetzgebung für Nutztiere», sagt Ritter.

Laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen ist eine zentrale Aufgabe aller Nutztierhaltenden, «die Gesundheit ihrer Tiere zu erhalten und Krankheiten vorzubeugen». Ausserdem muss im Umgang mit allen Tieren gemäss Tierschutzgesetz die Würde des Tieres geschützt werden.

Schneider kontert: «Hühner werden wegen der beengten Platzverhältnisse die Schnäbel coupiert, da sie sich sonst gegenseitig zerhacken würden.» Und man vergesse, das Schweine einen Spiel- und Bewegungstrieb hätten wie Hunde. Dennoch müssten sie gesetzlich keinen Auslauf haben. Das gelte auch für Mastrinder: «Es reicht auch nicht, wenn sie sich auf einem Vorplatz einmal im Kreis drehen können.» Wenn es in der Schweiz tatsächlich keine Massentierhaltung gäbe, dann wäre auch nicht «so massiv viel Antibiotika» im Einsatz, sagt Schneider. Diese seien nötig, damit sich beim engen Zusammenleben der Tiere keine Krankheiten ausbreiteten.

Bundesrat sagt Nein zur Fair-Food-Initiative

Für Lebensmittel aus einer «umwelt- und tierfreundlichen Landwirtschaft» setzt sich bereits die Fair-Food-Initiative ein. Diese verlangt unter anderem das Importverbot von Fleisch aus Massentierhaltung. Der Bundesrat lehnt die Initiative allerdings ab. Das Begehren sei unvereinbar mit internationalen Verpflichtungen.

Deine Meinung zählt