Nichtraucher-Kampagne – nur Schall und Rauch?

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BAG-KampagneNichtraucher-Kampagne – nur Schall und Rauch?

Das Bundesamt für Gesundheit setzt in der Zigarettensucht-Bekämpfung auf Humor. Experten glauben jedoch: Die neuen Spots sind wirkungslos.

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Ein neuer Ansatz bei der Tabakprävention: das BAG versucht es mit Humor.

Das Bundesamt für Gesundheit lanciert heute zwei neue Spots, die Raucher vom Glimmstängel entwöhnen sollen. Geht es um Tabakprävention, sind sich Experten mehrheitlich einig, dass Schockbilder und Abschreckung wenig bewirken. Frühere Kampagnen mit abschreckenden Bildern wurden daher als wenig erfolgversprechend kritisiert. Nun versucht es das BAG mit Humor.

Für Cyrill Argast von Easyway ist klar: «Wegen dieser Videos wird bestimmt niemand mit dem Rauchen aufhören.» Für den Rauchstopp-Coach ist die BAG-Kampagne einfach «weitere Angstmacherei» – und diese Methode bringe erfahrungsgemäss nichts. «Die Gruppe von Rauchern, die nicht aufhören will, macht das sowieso nicht. Der anderen Gruppe, die sich einen Rauchstopp überlegt, wird einfach ein weiteres Mal ein schlechtes Gefühl vermittelt», sagt Argast. Ausserdem bringe die Kampagne nichts Neues, die Argumente sind bereits altbekannt: Rauchen ist schlecht für Kondition und Aussehen.

Humor funktioniert bei diesem Thema nicht

«Die Kampagne mit Witz hat durchaus das Potenzial, Raucherinnen und Raucher zu erreichen», meint Verena El Fehri, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz. Wunder seien aber insbesondere bei einem relativ tiefen Kampagnen-Budget nicht zu erwarten. «Die Tabakindustrie wirbt täglich in den Medien fürs Rauchen», sagt sie. Zudem erwartet El Fehri nicht, dass sich Jugendliche von den Videos angesprochen fühlen, dazu müssten andere Themen gewählt werden.

Süchtige lassen sich durch Nichts vom Rauchen abhalten

Marcus Knill erachtet den humoristischen Aspekt der Kampagne als sehr wichtig: «Jugendliche lassen sich davon eher beeinflussen als von Abschreckung», sagt der Kommunikationsberater, der sich mit Beeinflussung und Motivation befasst. Die kurz gehaltenen Spots sprechen einen bei seiner Schönheit und Jugendlichkeit an statt den Drohfinger zu heben. Das könnte die Leute eher erreichen als bisherige Kampagnen, denn: «Jung und schön will doch jeder sein.» Dennoch betont Knill: «Es ist wissenschaftlich erwiesen: Jemand, der süchtig ist, blendet Fakten aus und lässt sich kaum von der Sucht abhalten.»

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