Schweiz soll mehr Flüchtlinge aufnehmen

Aktualisiert

Brief an SommarugaSchweiz soll mehr Flüchtlinge aufnehmen

Amnesty International und Caritas haben den Bundesrat angesichts der Flüchtlingskrise zum Handeln aufgefordert. Die Verantwortung dürfe nicht abgeschoben werden.

Von Überlebenden als Schlepper identifiziert: Die italienische Staatsanwaltschaft wirft dem tunesischen Kapitän Mohammed Ali Malek am 22. April 2015 mehrfache fahrlässige Tötung, Herbeiführen eines Schiffbruchs und Begünstigung illegaler Einwanderung vor.
«Es reicht: Europa, tu endlich was!», schreibt der «Berliner Kurier» in Richtung Brüssel.
Anklagend sind Tonfall und Bildsprache auch in der «Rheinischen Post»: Die goldenen Sterne der EU-Flagge wurden durch kleine Totenkreuze ersetzt. Grund sind die Flüchtlingskatastrophen der letzten Tage.
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Von Überlebenden als Schlepper identifiziert: Die italienische Staatsanwaltschaft wirft dem tunesischen Kapitän Mohammed Ali Malek am 22. April 2015 mehrfache fahrlässige Tötung, Herbeiführen eines Schiffbruchs und Begünstigung illegaler Einwanderung vor.

Keystone/AP/Alessandra Tarantino

Amnesty forderte in einem Brief an Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga unter anderem erleichterte Visa-Erteilung und höhere Flüchtlingskontingente. Auch die Familienzusammenführung solle erweitert werden, hiess es in dem Schreiben gemäss einem Amnesty-Communiqué vom Mittwoch. Mit diesen Massnahmen helfe die Schweiz für sichere und legale Einreiserouten.

Auch solle das Staatssekretariat für Migration (SEM) mit einer intensiveren Information der ablehnenden Haltung in der Bevölkerung gegenüber Flüchtlingen und Migranten entgegenwirken.

Finanzielle Beteiligung

Die Schweiz solle sich ferner finanziell an der Schaffung eines europäischen Such- und Rettungssystems im Mittelmeer beteiligen. Damit könne die Schweiz ihren Beitrag daran leisten, dass in Seenot geratene Flüchtlinge die nötige Hilfe erhielten, hiess es.

Es brauche auch eine grössere Solidarität mit den ärmeren Ländern an den Grenzen des Schengen-Raums. Das Dublin-System könne nur mit Solidarität überleben. Die Verantwortung dürfe nicht «einfach an Grenzländer in Südeuropa und auf den Balkan abgeschoben» werden.

An die Teilnehmer des EU-Sondergipfels vom Donnerstag appellierte Amnesty International, unverzüglich den Aufbau einer multinationalen Seenotrettung im Mittelmeer an die Hand zu nehmen.

Botschafts-Asyl wieder einführen

Das Hilfswerk Caritas forderte am Mittwoch in einem Appell an Bundesrat und Parlament, die 2013 abgeschaffte Möglichkeit, auf einer Schweizer Botschaft ein Asylgesuch zu stellen, wieder einzuführen. Dies sei ein «wirksames Instrument zur Rettung verfolgter Menschen», teilte Caritas in einem Communiqué mit.

Auch solle die Schweiz ihre humanitäre Hilfe für syrische Kriegsvertriebene auf jährlich mindestens 100 Mio. Franken aufstocken sowie die anderen Schengen-Staaten für die Aufnahme von mehr Flüchtlingen gewinnen.

Bundespräsidentin Sommaruga hatte am Montag erklärt, die Schweiz sei bereit, eine Ausdehnung der Rettungsoperationen zu unterstützen. Im Vordergrund stünden dabei ausgedehnte Rettungsoperationen, Auffanglager in Nordafrika, stärkere Bekämpfung der Schlepperbanden und ein europäischer Verteilschlüssel für die Aufnahme von Flüchtlingen. (sda)

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