Regen und KälteJeder fünfte Jungstorch ist schon gestorben
20 Prozent der Jungstörche in Möhlin AG haben den Frühling nicht überlebt. Viele starben wegen des Wetters an Lungenentzündung. Und nun fehlt ihnen die Nahrung.
Der Dauerregen ist derzeit ein Dauerthema. Er überflutet Strassen, treibt Bäche über die Ufer, spült Keller, zerstört die Ernten und versaut allen die Laune. Doch auch Tiere leiden unter dem nicht enden wollenden Niederschlag – ganz besonders die Jungstörche.
Marcel Laederach ist Anfang Woche das letzte Mal zu einem der Horste in der Storchenstation Möhlin geklettert. Das Bild, das sich dem Leiter bot, war grausig. Nass, dreckig und beinahe unterkühlt seien die Jungstörche gewesen. «So bemitleidenswerte Vögel wie in diesem Jahr habe ich noch nie erlebt», sagt er zur «Aargauer Zeitung». Das Wetter mache ihnen zu schaffen.
Tiere müssen ihrem Schicksal überlassen werden
Rund 20 Prozent der Vögel sind laut Laederach gestorben. Eine ganz genaue Angabe könne er nicht machen, weil die Eltern ihren toten Nachwuchs oft aus dem Nest werfen und dieser dann von Füchsen oder Katzen gefressen wird.
In den ersten zwei Wochen nach der Geburt seien die kleinen Vögel noch weniger robust. Da es diese Saison oft regnete und es kühl war, seien wohl viele frisch Geschlüpfte bereits in dieser Zeit an einer Lungenentzündung oder Unterkühlung gestorben. Auch wenn diese Vorstellung Laederach zusetzt, darf er nichts dagegen unternehmen. Gemäss den Vorschriften der Möhliner Storchenstation müssen die Tiere ihrem Schicksal überlassen werden.
«Temperatursturz könnte Schaden anrichten»
Die Chancen für jene Störche, die das Regenwetter überlebt haben, stehen jetzt aber gut. Mittlerweile können sie stehen und sitzen dadurch nicht immer im Nassen. «Ich glaube nicht, dass ihnen der Regen allein jetzt noch etwas anhaben kann. Nur ein zusätzlicher Temperatursturz könnte noch einmal Schaden anrichten», so Laederach zur Zeitung.
Doch ganz überstanden haben die Jungstörche die heikle Phase dennoch nicht. Das schlechte Wetter beeinflusst auch das Vorhandensein ihrer Nahrung – oder vielmehr das Nichtvorhandensein: Grosse Insekten gehören zu den Hauptspeisen von Störchen, und genau die sind derzeit aufgrund des Regens unauffindbar. Einige Vögel wie beispielsweise Schwalben und Mauersegler sind wegen des Mangels an Insekten in den Süden ausgewichen.