Arabische Migranten«Sie glauben, man dürfe mit Frauen alles machen»
Was haben die Übergriffe auf Frauen in Köln, Hamburg und Zürich mit der arabisch-islamischen Herkunft vieler Täter zu tun? Einiges, sagt ein Schweiz-Tunesier.
In der Silvesternacht haben hunderte Männer in Köln, Hamburg und Zürich Frauen belästigt und bestohlen. Laut der Polizei handelte es sich dabei vor allem um nordafrikanische Migranten. In der Schweiz ist eine grosse Debatte um diese Asylsuchenden und ihre Integration entstanden. Schweiz-Tunesier und Autor Amor Ben Hamida zeigt auf, was die Hintergründe dieser Taten sein könnten.
Herr Ben Hamida, wieso belästigten vor allem nordafrikanische Männer in der Silvesternacht Frauen?
Eine Rolle hat sicher der Alkohol gespielt. Viele Araber können damit nicht umgehen, denn bei uns wird nur im Versteckten getrunken. Alkohol ist kein Genussmittel, man trinkt, um sich zu betrinken. Das passiert auch bei uns in Tunesien. Oft kennen sie dann keine Grenzen mehr und betrinken sich total. Das ist sicher auch bei vielen in der Silvesternacht passiert. Der Alkohol hat ihre Hemmungen abgebaut und sie wurden gewalttätig. Das soll aber keine Entschuldigung sein.
Und welche Rolle spielt das Frauenbild der Araber?
Nach Ansicht vieler Nordafrikaner schätzen Europäer Frauen nicht. Für sie ist es eine Missachtung der Würde der Frau, wenn diese halbnackt Werbung machen oder knapp bekleidet als Moderatorinnen im Fernsehen auftreten. Aus Sicht vieler Araber ist die Tatsache, dass europäische Männer ihre Frauen so herumlaufen lassen, sie nicht bewachen und beschützen, ein Zeichen, dass sie sie nicht achten.
Darum achten die Nordafrikaner die europäischen Frauen auch nicht?
Ja, sie glauben, hier dürfe man mit den Frauen alles machen. Sie wissen aber sehr wohl, dass ihr Handeln falsch und nicht erlaubt ist. In unserer Gesellschaft wird das Belästigen von Frauen scharf bestraft. Nur schon ein Blick oder ein Lächeln kann zu heftigen Reaktionen führen. Eine wichtige Kontrollfunktion haben auch die Familienoberen, die hier in Europa fehlen.
Belästigen sie die Frauen also, weil sie können?
Ja. Die körperbetonte Kleidung der Frauen hier spielt aber sicher auch eine Rolle. Viele Migranten kommen aus ländlichen Regionen. Frauen dort haben immer nur lange Kleider an, die bis auf den Boden reichen. Da sieht man höchstens mal einen Knöchel, sicherlich keine Körperkonturen. Eine nackte Frau haben diese Männer nicht mehr zu Gesicht bekommen, seit sie drei oder vier Jahre alt sind. Darum überfordern sie Frauen in engen Jeans, die viel Haut zeigen.
Sie wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen?
In der arabischen Welt, besonders auf dem Land, hat der Mann kaum Kontakt zu Frauen. Die Geschlechter werden überall getrennt. Gelegenheit zu ungezwungenen Begegnungen gibt es nicht. Mit einer Frau zusammen sein darf man erst, wenn man verheiratet ist. Aber auch dann dürfte man eine Frau nie in der Öffentlichkeit umarmen oder küssen.
Wieso wurden an Silvester die Frauen auch ausgeraubt?
Viele Flüchtlinge kommen nach Europa, weil sie in ihrem Land keine Chance haben, Geld zu verdienen. Dann stellen sie fest, dass sie hier in Europa auch keine Möglichkeit haben, zu einem Verdienst zu kommen, weil sie Wirtschaftsflüchtlinge sind. Gleichzeitig sehen sie, wie gut es den Leuten hier geht. Viele sind frustriert und werden wütend. Dann werden sie kriminell. Ein grosses Problem ist auch das milde Strafmass. Wenn jemand in der Schweiz klaut, kommt er höchstens zwei, drei Tage ins Gefängnis und ist dann wieder draussen. Das schreckt niemanden ab.
Wie soll man diesen Problemen begegnen?
Klar ist, die Araber hier in Europa sind total empört über das Verhalten der Männer. Dieses hat einen riesigen Schaden an der ganzen islamischen-arabischen Gemeinschaft angerichtet. Tausende leben hier schon lange und sind gut integriert. Diese sind nun zum Handeln aufgerufen. Ich will mich persönlich im Flüchtlingsbereich engagieren. Wir müssen diesen Leuten aufzeigen, wie man hier leben und sich integrieren kann, ohne seine Kultur und seine Geschichte zu verneinen.

Der Schriftsteller Amor Ben Hamida (57) ist tunesisch-schweizerischer Doppelbürger. Er hat sich in seinen Büchern immer mit dem Thema Integration und Migration beschäftigt.