Die Junge SVP will die Universitäten erobern

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Ade, Bauernpartei?Die Junge SVP will die Universitäten erobern

Um die «linksgrüne Verpolitisierung» der Unis zu bekämpfen, will die Junge SVP an allen Schweizer Hochschulen Sektionen gründen. Gefährdet dies das volksnahe Image der SVP?

Christoph Bernet
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Christoph Bernet
Für die Junge SVP sind die Schweizer Hochschulen «linskgrün verpolitisiert». Das soll sich ändern: Die JSVP will an allen Schweizer Unis flächendeckend eigene Sektionen gründen.

Für die Junge SVP sind die Schweizer Hochschulen «linskgrün verpolitisiert». Das soll sich ändern: Die JSVP will an allen Schweizer Unis flächendeckend eigene Sektionen gründen.

Das bürgerliche Gedankengut sei an Schweizer Universitäten viel zu schwach verankert, findet die Junge SVP (JSVP). Obwohl sich die Partei bei Akademikern wachsender Beliebtheit erfreue und die JSVP unter ihren Mitgliedern viele Studenten habe, hinke sie an den Universitäten politisch der Linken hinterher, heisst es in einer Medienmitteilung.

Das soll sich jetzt ändern: Nachdem an der Universität Bern bereits eine SVP-Sektion ins Leben gerufen wurde, will sich die JSVP im laufenden Jahr flächendeckend an Schweizer Hochschulen mit eigenen Sektionen verankern.

«Wir wollen noch dieses Jahr an allen Unis Nägel mit Köpfen machen», sagt Anian Liebrand, Präsident der Jungen SVP. Die Gründung der Berner Uni-Sektion habe ein grosses Echo ausgelöst. Studenten unter den Mitgliedern der JSVP hätten danach den Vorschlag eingebracht, auch an anderen Hochschulen eigene Sektionen ins Leben zu rufen.

«Sind gegenüber Linken ins Hintertreffen geraten»

In einigen akademischen Zirkeln und bei gewissen Studienrichtungen herrsche ein klarer Linkstrend vor: «Wir haben den Hochschulen in den letzten Jahren zu wenig Beachtung geschenkt und sind ins Hintertreffen geraten.» Die Linke habe sich dort besser bemerkbar gemacht. Das heisse aber keineswegs, dass die SVP-Gesinnung unter den Studenten nicht vorhanden sei: «Vielen bürgerlich gesinnten Studenten hat einfach die richtige Anlaufstelle gefehlt.»

Die SVP zelebriert sich gern als volksnahe Partei, die als einzige die Sorgen der breiten Bevölkerung ernst nehme. Droht die SVP dieses Image zu verlieren, wenn ihre Jungpartei sich an den Unis etablieren will? Es sei sicher eine der Stärken der SVP, auf viele Mitglieder zählen zu können, die stark im Berufsleben verankert seien und ihre Politik in einfachen, für jedermann verständlichen Worten erklären könnten, sagt Liebrand. «Wir hatten aber immer schon eine starke Verankerung auch in intellektuellen Kreisen.» Es sei wichtig für eine Volkspartei, in allen Schichten der Gesellschaft verankert zu sein.

«Volksnähe der SVP ist Imagepflege»

Auch der Lausanner Politologe Georg Lutz glaubt nicht daran, dass die Uni-Offensive der Jungpartei das Image der SVP verändern könnte. «Es trifft nicht zu, dass in der SVP-Führung keine Intellektuellen sitzen», sagt Lutz. Christoph Blocher habe einen Doktortitel, «den er durchaus mit Stolz trägt», und Nationalrat Christoph Mörgeli sei bis vor kurzem als Uniprofessor tätig gewesen. Die zur Schau gestellte Volksnähe der SVP diene in erster Linie der Imagepflege – und daran werde sich auch bei einem vermehrten Engagement von Akademikern nichts ändern.

«Langfristig ist es für die SVP aber durchaus interessant, an den Unis Leute für ein Parteiengagement und eine politische Karriere zu gewinnen», sagt Lutz. Für eine Wählermobilisierung im grossen Stil seien die Unis für die SVP aber nicht geeignet: «Es gibt zwar auch Studenten, die SVP wählen.» Aber um der Partei entscheidende Zugewinne zu verschaffen, sei diese Gruppe zu klein.

«Parteien haben an der Uni nichts zu suchen»

Bei politisch engagierten Studenten stösst die Ankündigung der Jungen SVP auf ein gemischtes Echo. Während man sich beim Sozialdemokratischen Forum der Uni Bern auf die Möglichkeit freut, mit der JSVP zu diskutieren, ist man bei der linken Gruppierung KriPo an der Uni Zürich skeptischer: «Wir sind grundsätzlich der Meinung, dass Parteien an den Universitäten nichts zu suchen haben – unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung», sagt die Co-Fraktionsvorsitzende Silja Jenni.

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