Leser über Hakenkreuz-Plakat«Ich bin schockiert, dass die SBB das publizieren»
Ist politische Werbung mit einem Hakenkreuz in Bahnhöfen gerechtfertigt oder muss so etwas verboten werden? Die Meinungen der Leser gehen weit auseinander.
«Kontraproduktiv», «lachhaft», «unverschämt», aber auch «problemlos»: Wenn es darum geht, das Hakenkreuz-Plakat am Zürcher HB oder am Bahnhof Genf zu beurteilen, sind sich die 20-Minuten-Leser uneins. Lediglich in einem Punkt sind die Meinungen stimmig: Die von privaten Geldgebern finanzierte Werbung für ein Nein zur Durchsetzungsinitiative provoziert.
Und provoziert fühlen sich längst nicht nur DSI-Befürworter. «Ich bin gegen die Durchsetzungsinitiative. Dieses Plakat geht aber entschieden zu weit. Das ist sogar kontraproduktiv», schreibt etwa Chrige. Andere sehen die Aktion differenzierter, zum Beispiel «der Deutschländer»: «Schweizerkreuz und Hakenkreuz, wie nah doch beieinander. Solche Werbung soll aufrütteln. Bei mir jedenfalls ist es gelungen. Doch ist das richtig?»
Was, wenn ein Plakat von der SVP stammt?
Viele Leser sind der Meinung, die SBB sollten auf politische Werbung in den Bahnhöfen verzichten. «Die SBB müssen sich auf den Bahnverkehr konzentrieren und nicht in politische Bildung einmischen», findet beispielsweise Leser Matias. «Als Schweizer bin ich schockiert, dass die SBB solche Schmierereien publizieren», schreibt Andreas Prader. Andere wie Leser Dave haben mehr Verständnis: «Die SBB haben nicht die Wahl, sie müssen auch politischen Kampagnen Werbefläche zur Verfügung stellen.»
Die Diskussion der Leser dreht sich auch um die Frage, ob die SVP nicht mit gleichen oder zumindest ähnlichen Mitteln kämpft. Leser Simon bringt die Diskussion auf den Punkt: «Die Plakate ‹Kosovaren schlitzen Schweizer auf› wurden hier verteidigt und gefeiert. Aber bei diesen Plakaten gibt es einen Riesenaufschrei. Ganz ehrlich, Leute, aber seid doch einfach mal konsequent.» Leser Jürg Greiff ergänzt: «Offenbar ist es nicht das Gleiche, wenn auf dem Plakat ein Sünneli abgebildet ist. Dann schweigt man lieber, als sich in die Nesseln zu setzen.»
Hakenkreuz ist nicht per se verboten
Doch darf man in einer Werbung überhaupt ein Hakenkreuz abbilden? Viele glauben daran. «Dieses Symbol ist in der Schweiz verboten. Wann ermittelt die Stawa gegen die Urheber dieses Plakates?», schreibt Reto. Und Leser Andi L spricht mit seinem Kommentar vielen anderen aus der Seele: «Das Hakenkreuz ist ein gesellschaftlich und politisch geächtetes Zeichen und seine Verwendung sowohl politisch als auch rechtlich nicht tragbar.»
Trotzdem ist es tatsächlich so, dass das Zeigen des Hakenkreuzes in der Schweiz gesetzlich nicht verboten ist, solange es nicht zur Verbreitung von Ideologien verwendet wird.