Gemeinsamer Lehrplan für die Deutschschweiz

Aktualisiert

Schul-HarmonisierungGemeinsamer Lehrplan für die Deutschschweiz

Der Schulunterricht in der Deutschschweiz wird einheitlicher ausgerichtet. Kritiker meinen, dass der Druck zu weiteren Harmonisierungen bestehen bleiben dürfte.

Der Lehrplan umfasst elf Schuljahre (zwei Kindergarten-, sechs Primarschul- und drei Sekundarschuljahre).

Der Lehrplan umfasst elf Schuljahre (zwei Kindergarten-, sechs Primarschul- und drei Sekundarschuljahre).

Die Deutschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz (D-EDK) hat am Freitag den Lehrplan 21 in die Vernehmlassung geschickt. Trotz Harmonisierung wird es aber weiterhin Unterschiede zwischen den Kantonen geben.

Die D-EDK hat ihren Entwurf des Lehrplanes 21 als bedeutenden Schritt gewürdigt. Es sei eine Revolution, dass die 21 Deutschschweizer Kantone nun einen gemeinsamen Lehrplan hätten, sagte der Aargauer Regierungsrat Alex Hürzeler bei der Präsentation in Luzern.

2006 hatten die Stimmberechtigten den Bildungsartikel in der Bundesverfassung gutgeheissen und damit einen Abbau der Unterschiede, die die Kantone in ihrem Schulwesen haben, verlangt. Dieser Auftrag werde mit dem Lehrplan 21 umgesetzt, sagte der Präsident der D-EDK, der Schaffhauser Regierungsrat Christian Amsler.

Mit dem Lehrplan 21 werden die Unterrichtsziele harmonisiert. Dies wird auch zu einer Harmonisierung der Lehrmittel und der Aus- und Weiterbildung führen. Lehrerinnen und Lehrern sowie Familien wird der Umzug von einem Kanton in einen anderen somit erleichtert.

Weiterhin kein Zentralismus

Eine Gleichmacherei ist der Lehrplan 21 aber nicht. Die Hoheit der Kantone bleibe bestehen, erklärte Hürzeler. Es brauche etwas Freiraum für die Kantone und Rücksichtnahme auf regionale Unterschiede, sagte die Zürcher Regierungsrätin Regine Aeppli. So können auch Kantone, die dem Schulharmonisierungskonkordat HarmoS nicht beigetreten sind, den Lehrplan 21 anwenden.

Keine Neuerung gibt es bei den Fremdsprachen: Der Grundsatz von zwei Fremdsprachen in der Primarschule bleibt bestehen, die Kantone entscheiden aber selbst, ob zuerst Französisch oder Englisch unterrichtet wird.

Die Kantone werden auch weiterhin die Stundentafel selbst bestimmen und so Schwerpunkte setzen können. Die D-EDK begründet diese Freiheit damit, dass Änderungen bei der Stundentafel weitreichende Konsequenzen für die Lehrerinnen und Lehrer haben könnten.

Deutlich wurde, dass mit dem Lehrplan 21 die Schulharmonisierung noch nicht abgeschlossen ist. Eine Angleichung der Stundentafeln in den Kantonen könne aber nur schrittweise erfolgen, schreibt die D-EDK.

Keine Schulreform

Die D-EDK betonte zudem, dass der Lehrplan 21 keine Schulreform sei, sondern auf Bewährtem aufbaue. Die Schule werde nicht neu erfunden, sagte Aeppli.

Neu ist, dass der Lehrplan 21 den Bildungsauftrag in Form von Kompetenzen beschreibt. Das Ziel ist nicht dann erfüllt, wenn der Stoff behandelt ist, sondern wenn die Kinder das verlangte Wissen anwenden können. Damit wird klarer festgehalten, was die Jugendlichen am Ende der Schulzeit und zu Beginn der Berufsbildung können müssen.

Der Lehrplan umfasst elf Schuljahre (zwei Kindergarten-, sechs Primarschul- und drei Sekundarschuljahre). Er ist in drei Zyklen aufgebaut. Der erste Zyklus umfasst den Schuleinstieg mit Kindergarten und den beiden ersten Schuljahren, der zweite Zyklus die dritte bis sechste Klasse und der dritte Zyklus die siebte bis neunte Klasse.

Der Lehrplan 21 geht nun bis Ende Jahr in die Konsultation und wird danach überarbeitet. Freigegeben werden soll er im Herbst 2014. Über die Modalitäten der Einführung entscheidet jeder Kanton in eigener Regie.

Bis der Lehrplan 21 angewendet wird, dürfte es drei bis vier Jahre dauern. Es brauche eine sorgfältige Einführung, erklärte Hürzeler. So müssten Lehrmittel überarbeitet oder neu entwickelt werden.

Erste positive Reaktionen

Umsicht verlangt auch die Lehrerschaft. Sparübungen würden den Erfolg des Lehrplanes gefährden, schreibt der Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer.

Ähnlich äussert sich die SP. Die Umsetzung des Lehrplanes dürfe die Belastung der Lehrerinnen und Lehrer nicht weiter strapazieren.

Die CVP begrüsst, dass die Kantone genügend Spielraum hätten, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Der Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz fordert aber, dass die Harmonisierungsziele bei der Umsetzung nicht verwässert würden.

Kritik am Lehrplan übt die SVP. Sie lehne Lernen nach dem Lustprinzip und Fremdsprachenunterricht in der Primarschule ab, teilte sie mit. Die Schule müsse die Kinder auf das reale Berufsleben vorbereiten. (sda)

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