Autobahn-GebührenItalienische Zahlstellen verwirren Reisende
Weil ein Schweizer auf der italienischen Autobahn kein Ticket abzog, muss er hohe Gebühren bezahlen. Nun warnt er Schweizer Reisende, genau aufzupassen.
Rund 14 Euro hätte Max H. die Fahrt von Milano Est bis nach Vicenza Est gekostet. Doch als er vor rund einer Woche in die Zahlstelle hineinfuhr, war die Schranke offen und hinter ihm hupten die Autos laut. «Also fuhren wir durch, ohne etwas Böses zu ahnen, nur verwundert waren wir ob der offenen Zahlstelle», schreibt H.
Das böse Erwachen folgte an der Ausfahrt Vicenza Est. «Dort hätten wir ein Biglietto zeigen sollen, das wir bei der Einfahrt in die Zahlstelle hätten bekommen sollen.» Ohne dieses Ticket kostet die 200 Kilometer lange Fahrt 63.70 Euro – berechnet wurde die längstmögliche Fahrt.
Verwirrende Zahlstellen mit verschiedenen Spuren
Fünf Tage später, auf dem Weg zurück passierte dasselbe. «Wieder war die Zahlstelle offen, es hatte kein Personal und hinter mir ein Hupkonzert.» Das Strafticket belief sich diesmal auf 74.10 Euro. H. ärgert sich über die 140 Euro, die er innert 15 Tagen bezahlen soll, und empfindet dies als Rücksichtslosigkeit gegenüber Normalo-Touristen. «Man muss weitere potenzielle Opfer informieren», findet er.
Die Zahlstellen auf italienischen Autobahnen sind tatsächlich oft verwirrend. H. hat vermutlich entweder die gelbe «Telepass»-Spur gewählt, die ausschliesslich für Autofahrer mit Telepass-Gerät reserviert ist. Oder die Zahlstelle war tatsächlich offen, was laut Autostrade per l'Italia (API) passieren kann. In so einem Fall hätte H. dennoch anhalten und das Biglietto abziehen müssen.
Punto Blu oder Brief an die API
Schaut man in Reiseforen, stellt man fest, dass immer wieder Lenker Probleme an Zahlstellen haben. So kommt es auch vor, dass man kein Ticket abziehen kann, weil die Ausgabe defekt ist. In jedem Fall sollte man sich direkt ans Personal oder an den nächsten «Punto Blu», die Servicestelle der API, wenden. «Diese befinden sich auf grösseren Raststätten», so API. Gewisse Punto Blu sind 24 Stunden und sieben Tage die Woche offen.
Falls dies nicht klappt, kann man mit der API Kontakt aufnehmen und Nachweise für die zurückgelegte Strecke einreichen – etwa Quittungen von Tankstellen oder Raststätten. Offenbar zeigt sich der Autobahnbetreiber in Einzelfällen kulant, wie in Foren zu lesen ist. Wer nicht zahlt, erhält in der Regel Monate später eine Rechnung des Inkasso-Unternehmens Nivi Credit – mit happigen Aufschlägen.
Vorsicht auf den neuen Pedemontana
Auf der A36 (siehe Diashow), der neu eröffneten Querverbindung zwischen der A9 (Chiasso-Como-Milano) und der A8 (Varese-Mailand) wird die Autobahngebühr neu per Free Flow System erhoben. Das heisst: Es gibt keine ZaHlstellen mehr. Damit einige Monate später nicht plötzlich eine hohe Rechnung ins Haus flattert, sollte man sein Fahrzeug vorgängig bei der Autobahngesellschaft registrieren. Am einfachsten ist es, die entsprechende App «APL Free Flow» auf seinem Smartphone installieren. Die Begleichung der Gebühren erfolgt per Kreditkarte und erfolt innerhalb von 15 Tagen. Eine Anmeldung bereits vor der Reise wird empfohlen.
Alternativ besteht die Möglichkeit, innerhalb von 15 Tagen nach dem Befahren der Strecke die Kundendienststelle Punto Verde auf der A 36 an der Anschlussstelle Mozzate (Como) aufzusuchen und dort unter Angabe des Nummernschilds die Gebühren in bar zu bezahlen. Dies ist zusätzlich an fünf Tankstellen in der Region möglich. Einzelheiten dazu finden sich ebenfalls auf der Homepage der Autobahngesellschaft (Bezahlpunkte).
Ausserdem kann man sich auf Pedemontana.com registrieren. Doch offenbar funktioniert dies für Ausländer noch nicht zuverlässig und ist sehr kompliziert und schwierig zu verstehen.