Verschwörungstheorie«Das Cern hat das Tor zur Hölle geöffnet»
Das Foto einer Wolke über Genf ruft Verschwörungstheoretiker auf den Plan. Das Cern beeinflusse das Weltwetter oder habe das Tor zur Hölle geöffnet, heisst es.

Die Gewitterfront über Genf, über die spekuliert wird.
Christophe Suarez / BiosphotoAlles fing mit einem Foto auf Facebook an. Ein Fotograf postete das Bild einer dramatisch wirkenden Gewitterwolke mit Blitzen über Genf, das er in der Nacht auf den 25. Juni aufgenommen hatte.
Eine Woche später warfen Verschwörungstheoretiker dem Cern vor, das Wetter durcheinanderzubringen. Insbesondere das Kollektiv «Freedom Fighter Times» nahm sich des Themas an und hat sogar ein Video mit dem Titel «What portal did Cern open now?» (dt.: «Was für ein Portal hat das Cern nun geöffnet?») auf Youtube veröffentlicht, wie «Le Matin» berichtet.
«Das Cern zerstört die Natur»
Laut dem Sprecher auf dem Video steht fest: Das Foto ist der Beweis für übersinnliche und gefährliche Aktivitäten des Forschungszentrums. Die Anspielungen und Aussagen gehen gar noch weiter: «Spielt das Wetter deshalb auf der ganzen Welt verrückt? Es ist unglaublich, das Cern zerstört die Natur und leugnet es immer noch!» Das Video wurde am Montag bereits über 300'000-mal angeschaut.
Auf seiner Website hat das Kollektiv auch einen Artikel mit dem Titel «Das Ende der Zeit» publiziert. Es sei erwiesen, dass man in den Lichtstrahlen des Large Hadron Collider (LHC) Bilder von Dämonen habe sehen können, steht dort. Das LHC sei demnach «dämonisch», und wer die Kontrolle über die Maschine habe, könne auch die Welt manipulieren.
Für andere Komplott-Liebhaber handelt es sich um ein Tor zur Hölle. Die Verschwörungstheorien nähren sich auch aus der Tatsache, dass das Cern an besagtem Tag ein Projekt namens Awake lancierte.
Die Gewitterfront hatte nichts Ungewöhnliches an sich
Der Fotograf, der das Bild auf Facebook gepostet hat, hält nicht viel von den Verschwörungstheorien. Die Wolke sei auch gar nicht über dem Collider, sondern eher über dem Zentrum von Genf, betont er. «Das Cern hat sicher nichts mit der Entstehung der Wolke zu tun und sie schwebte auch nicht nur über einem einzigen Ort», sagt der Meteorologe Frédéric Glassey von MeteoNews zu LeMatin. «In der besagten Nacht gab es um ein Uhr eine grosse Wolkenfront über Genf. Die Front verlief von Besançon Richtung Morges.» Auch die Form der Wolke mit dem Namen Cumulonimbus sei nichts Ungewöhnliches. «Es können fast bei jedem Gewitter solche Wolken gesichtet werden.»
Es gibt keine Tür zur Unterwelt beim Cern
Beim Cern weiss man nichts von einer Öffnung zur Hölle. Der Kommunikationsverantwortliche Arnaud Marsollier sagt hingegen: «Das Projekt Awake gibt es, damit testen wir neue Technologien zur Teilchenbeschleunigung.» Aber das Projekt wird erst Ende Jahr lanciert. «Wir haben zwar bereits einen Testlauf gemacht, aber das war in der Woche vor dem Gewitter.»