Öffentlicher VerkehrFrauen-Abteile gegen sexuelle Belästigung
Weil sexuelle Belästigungen zunehmen, fordern britische Politiker Abteile nur für Frauen. Auch in der Schweiz findet die Idee Befürworter.

In Randstunden gibt es in Japan sogenannte «Women only»-Abteile, um der steigenden Zahl sexueller Belästigungen zu begegnen. Eine Einführung solcher Abteile wird nun auch in Grossbritannien diskutiert. In der Schweiz findet die Idee ebenfalls Beführworter.
Nur-Frauen-Abteile im öffentlichen Verkehr fordert der Kandidat für den Labour-Parteivorsitz, Jeremy Corbin. Denn in Grossbritannien ist die Zahl der verbalen Belästigungen und sexuellen Übergriffe auf Frauen im öffentlichen Verkehr massiv angestiegen. Grossbritannien wäre nicht das erste Land, das Frauenabteile einführen würde. Diese gibt es schon in Japan, Brasilien und Mexiko und dienen allesamt dem Schutz der Frauen vor Belästigungen.
Zahlen zeigen: Auch in der Schweiz ist sexuelle Belästigung von Frauen im öffentlichen Verkehr ein grosses Problem. Bei einer nicht repräsentativen Umfrage unter den 20-Minuten-Lesern gaben 52 Prozent von 13'885 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an, im Zug schon Opfer sexueller Belästigung geworden zu sein. 19 Prozent gaben gar an, schon einmal begrapscht worden zu sein. Weitere 13 Prozent wurden schon einmal so lange angestarrt, dass es ihnen unangenehm war und 12 Prozent wurden verbal beleidigt.
«Dies würde das Sicherheitsgefühl von Frauen erhöhen»
Dennoch haben die SBB nicht vor, solche Abteile einzuführen. Man habe Frauenabteile bei einem Pilotprojekt im Jahr 2002 getestet, sagt Sprecher Christian Ginsig: «Die Wagen waren als Treffpunktwagen gekennzeichnet und verkehrten im Gebiet des Zürcher Verkehrsverbunds.» Der Betrieb sei nach einiger Zeit mangels Nutzung eingestellt worden. Gleichzeitig habe man eine langfristige und integrierte Sicherheitsstrategie eingeführt. «Sie besteht aus Videoüberwachung, personeller Präsenz und baulichen Massnahmen.»
Bea Heim, SP-Nationalrätin und Präsidentin der IG ÖV, findet dies schade. Sie würde Frauen-Abteile auch in der Schweiz befürworten, weil diese das Sicherheitsgefühl von Frauen erhöhen würden. «Ich höre nicht selten von Frauen, dass sie abends den Zug nicht mehr nehmen, weil sie sich nicht sicher fühlen.» Mindestens so wichtig sei aber auch eine erhöhte Präsenz des Bahnpersonals.
«Präsenz von Bahnpolizei schafft mehr Sicherheit»
«Der Gedanke ist interessant, denn sexuelle Belästigung im ÖV ist ein Thema», sagt auch Cornelia Schmid von Pro Bahn. Ihr wäre aber ebenfalls wichtig, dass die Präsenz der Security im Zug erhöht werde. Dies schaffe mehr Sicherheit.
«Völlig unnötig» findet hingegen SVP-Nationalrätin Natalie Rickli spezielle Abteile für Frauen. Man begegne zwar als Frau abends im Zug öfters komischen Gestalten. «Aber man muss einfach schauen, wo man sich hinsetzt», so Rickli. Und: Die Transportpolizei mache einen guten Job und sei präsent.