Vaterschaftsurlaub«Vier Wochen Ferien für Papis? Nützt doch nichts!»
Väter sollen zwanzig Tage Ferien erhalten, fordert eine Initiative. Teilzeitarbeit aber würde die Vater-Kind-Beziehung mehr stärken, sagen Politiker.
Der Startschuss ist gefallen, die Unterschriftensammlung für die Volksinitiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie» läuft. Die Initiative will, dass Väter innerhalb eines Jahres nach der Geburt des Kindes flexibel und tageweise vier Wochen Vaterschaftsurlaub beziehen können.
Auch die Vätervereinigung Avanti Papi unterstützt die Initiative. Ihr Gründer Michael Gohlke sagt, ein Vaterschaftsurlaub sei dringend nötig, da die Schweiz neben Albanien und Irland mittlerweile das einzige europäische Land sei, das einen solchen noch nicht kenne. «Väter sollen sich von Beginn an am Elterndasein erfreuen und die Lasten der Elternschaft mit der Mutter teilen», sagt Gohlke. Ein gesetzlich verankerter Vaterschaftsurlaub sei dabei wichtig – habe doch die vor allem an der Privatsphäre ausgerichtete Familienpolitik keine echten Fortschritte gebracht. Die vier geforderten Wochen seien zwar noch nicht viel, aber immerhin ein erster Schritt in die richtige Richtung. Langfristig müssten sich die Väter vermehrt in der Betreuungsarbeit engagieren.
Teilzeitstellen und Elternurlaub
Der FDP-Nationalrat und zweifache Vater Marcel Dobler hält von einem vierwöchigen Vaterschaftsurlaub nicht viel: «Damit werden purer Aktionismus und Klientelpolitik betrieben. Was ist dieser Monat Ferien genau ausser einem Geschenk und nice to have?», fragt Dobler. Ein vierwöchiger Vaterschaftsurlaub stärke die Beziehung zwischen Kind und Vater kaum nachhaltig. Nachhaltiger wäre es laut Dobler stattdessen, wenn die Unternehmen bei Vätern Teilzeitstellen förderten. «Nur wenn der Vater auch im Alltag Zeit mit dem Kind verbringt, kann er seine Vaterrolle stärker wahrnehmen.»
Der Appenzeller FDP-Ständerat Andrea Caroni findet es grundsätzlich wichtig, dass Väter von Anfang bei ihren jungen Familie sein und in voller «väterlichen Verantwortung» stehen könnten. Dafür müssten aber nicht die Sozialwerke ausgebaut, sondern der heutige Mutterschaftsurlaub in Richtung eines sogenannten Elternurlaubs geöffnet werden. Zudem könne ein Vater auch seine Ferien auf die Geburt des Nachwuchses legen oder um unbezahlten Urlaub ersuchen. «Die Aufteilung und Regelung der Kindererziehung ist keine Frage des Staates, sondern primär eine der Selbstverantwortung.»
«Ein erster Schritt in die richtige Richtung»
Der grüne Nationalrat Jonas Fricker und bald dreifache Vater meint: «Es ist eine Illusion, dass ein Vater in der kurzen Zeit des Vaterschaftsurlaubs eine enge Beziehung zum Kind aufbauen kann.» Dennoch sei der Vaterschaftsurlaub ein erster Schritt in die richtige Richtung. «Da der Urlaub die Väter früh mit der Familienarbeit vertraut macht, ist es wahrscheinlich, dass sie später auch mehr Familienarbeit übernehmen und damit eine stärkere emotionale Beziehung zum Kind aufbauen.»
Entstanden als eine Reaktion auf die Ablehnung einer parlamentarischen Initiative für einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub von CVP-Nationalrat Martin Candinas (GR), wird die Initiative von den von den vier Dachverbänden Travailsuisse, Männer.ch, Alliance F und Pro Familia getragen. Die Frist der Unterschriftensammlung läuft am 24. November 2017 aus.
Jeder zehnte Vater hat das Pensum reduziert
Einer von zehn Vätern arbeitet mittlerweile weniger. Das zeigen Zahlen zur Erwerbsbeteiligung von Mann und Frau, die am Dienstag vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlicht wurden. Der Anteil teilzeiterwerbstätiger Väter nahm gemäss den Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung im selben Zeitraum von rund 3 auf fast 11 Prozent zu. Fast doppelt so viele Väter wie 1995 gingen gar keinem Broterwerb nach, nämlich gut 4 Prozent. (sda)