Jeder zweite Mann fühlt sich diskriminiert

Aktualisiert

Vaterrechte und MilitärJeder zweite Mann fühlt sich diskriminiert

In der Schweiz fühlen sich mehr Männer diskriminiert als Frauen. Sie finden, dass die Gesellschaft zu hohe Anforderungen an sie stellt. Das zeigt eine 20-Minuten-Umfrage.

D. Pomper
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D. Pomper
Genau 50 Prozent der Männer in der Schweiz fühlen sich benachteiligt. Am meisten bei den Rechten als Vater (38 %) ...
... sowie beim Militär- und Zivildienst (24%). Das zeigt eine gewichtete Umfrage von 20 Minuten mit 6889 Teilnehmern.
Bei den Frauen geben 40 Prozent an, sich diskriminiert zu fühlen. Dies vor allem beim Lohn und den Karrierechancen.
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Genau 50 Prozent der Männer in der Schweiz fühlen sich benachteiligt. Am meisten bei den Rechten als Vater (38 %) ...

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Tausende Frauen, aber auch Männer gingen im März in der Schweiz auf die Strasse, um gegen Sexismus und für die Gleichstellung der Frau zu demonstrieren. Sie forderten das Recht auf gleichen Lohn und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. 20 Minuten wollte wissen: Wie gross ist der Rückhalt der erstarkten Frauenbewegung in der Schweizer Bevölkerung? Und in welchen Bereichen fühlen sich Frauen und Männer diskriminiert?

Eine gewichtete Umfrage mit 6889 Teilnehmern zeigt: 61 Prozent der Frauen und 23 Prozent der Männer finden die Frauenbewegung wichtig. Dies vor allem, weil «Sexismus in unserer Gesellschaft salonfähig geworden ist» und «Frauen und LGBTQ-Menschen diskriminiert werden». Insbesondere die 18- bis 34-Jährigen stehen hinter der Frauenbewegung. 43 Prozent der Frauen und 12 Prozent der Männer bezeichnen sich als Feministen.

28 Prozent der Befragten dagegen geben an, dass sie die Frauenbewegung nervt, und 22 Prozent sind der Meinung, dass die Frauenbewegung ihre Ziele längst erreicht hat. Ein Viertel der Männer sagt, dass Feministinnen sie wütend machen, 2 Prozent fühlen sich von ihnen eingeschüchtert.

Keine Gleichberechtigung der Geschlechter

Eine deutliche Mehrheit von 83 Prozent ist der Meinung, dass Männer und Frauen in der Schweiz nicht gleichberechtigt sind. Die Verantwortung dafür trage am ehesten das politische System, etwa das Fehlen eines Vaterschaftsurlaubs (22 Prozent), der Staat (20 Prozent), unsere Biologie (16 Prozent) und die Unternehmen (13 Prozent).

Was erstaunt: Während 40 Prozent der Frauen angeben, sich hierzulande diskriminiert zu fühlen, sind es bei den Männern 50 Prozent. Diskriminiert fühlen sich besonders Männer zwischen 35 und 49 Jahren (62 Prozent). Bei den 18- bis 34-Jährigen sind es 41 Prozent. Bei den Frauen sind ebenfalls die 35- bis 49-Jährigen am meisten betroffen. Frauen mit einem Universitätsabschluss (52 Prozent) fühlen sich eher diskriminiert als Frauen mit einem Lehrabschluss (34 Prozent).

Von den Frauen, die sich benachteiligt fühlen, finden 45 Prozent, dass sie am ehesten bei den Löhnen diskriminiert werden. 21 Prozent fühlen sich in allen Lebensbereichen diskriminiert, 16 Prozent bei den Karrierechancen, der Rest bei der klassischen Rollenverteilung, in Beziehungen oder beim Zivildienst.

Männer leiden unter zu hohen Anforderungen

Männer, die sich benachteiligt fühlen, finden, dass sie am ehesten bei ihren Rechten als Vater (38 Prozent), beim Militär- und Zivildienst (24 Prozent) sowie der gesellschaftlichen Wahrnehmung der klassischen Vaterrolle (11 Prozent) diskriminiert werden. So sind denn auch 56 Prozent der Männer (und 28 Prozent der Frauen) der Meinung, dass Frauen Militärdienst leisten sollten.

Weiter finden 62 Prozent der Männer, dass die Anforderungen, die die Gesellschaft an sie stellt, zu hoch sind. Männer mit einem Lehrabschluss (65 Prozent) leiden etwas mehr darunter als Männer mit einem Universitätsabschluss (61 Prozent). 60 Prozent der Männer sind der Meinung, dass Frauen bereits genug gefördert worden seien und jetzt die Männer dran seien. Diese Meinung teilen 17 Prozent der Frauen.

Die Umfrage

An der 20-Minuten-Umfrage zu Feminismus und Gleichberechtigung nahmen vom 4. bis 6. April 6889 Personen aus der Deutschschweiz teil. Darunter 4121 Männer und 2768 Frauen.

Die Daten wurden von den Politologen Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen nach geographischen und sozio-demographischen Variablen gewichtet, damit die Auswertung möglichst genau der Bevölkerungsstruktur der Schweiz entspricht. (dp)

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