Gefährliche MonoflossenMermaiding stellt Badis vor neue Herausforderung
Der Meerjungfrau-Trend gewinnt in der Schweiz an Fahrt. Mittlerweile sind die Kostüme bei Schweizer Läden erhältlich. Bademeister und Experten mahnen zur Vorsicht.
Im Internet sind sie schon länger zu kaufen, nun haben sie es auch in die Schweizer Läden geschafft: Die Meerjungfrau-Kostüme. Nach Athleticum bietet nun auch Manor ein entsprechendes Bade-Outfit für Kinder an. Es richtet sich an Mädchen zwischen sieben und 13 Jahren und soll ihnen helfen, «stilecht mit schimmernder Schwanzflosse und buntem Bikini akrobatische Schwimmbewegungen vorzuführen, tief zu tauchen und mit den Freundinnen um die Wette zu schwimmen», heisst es in der Mitteilung von Manor. Es sei eine «Kombination aus Traumwelt und neu entdecktem Sport», der die Ausdauer steigere und die Rückenmuskulatur stärke.
Doch die Monoflossen bringen auch Gefahren mit sich. Im Zürcher Freibad Mythenquai ist es deshalb nicht erlaubt, mit Kostümen oder Kleidern ins Becken zu gehen, sagt die stellvertretende Betriebsleiterin Monika Horowitz. «Wir sind so schon genug beschäftigt», so Horowitz.
In Australien hat man schon Erfahrung
«Die Schwierigkeit ist, dass die Kinder nicht einfach abstehen können, wenn sie erschöpft sind», sagt Beat Wüthrich, Anlagenchef beim Freibad Marzili in Bern. Zudem könne es zu Verletzungen bei anderen Badegästen kommen, wenn Kinder mit der Flosse ausschlagen. Hat es viele Leute im Freibad, würden solche Kostüme wohl aus dem Becken verbannt, sagt Wüthrich. Keinesfalls geeignet sei das Kostüm für das Schwimmen in der Aare. «Momentan zieht sie ziemlich», sagt Wüthrich. «Deshalb ist es so schon heikel.» Verbieten können die Bademeister das Mermaiding im Fluss aber nicht. «In der Aare ist jeder für sich selbst verantwortlich, wir helfen aber, wo wir können.»
Auch Philipp Binaghi, Sprecher der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG, rät dringend davon ab, mit dem Kostüm in den Fluss zu steigen. «Auch im See, etwa bei Flusseinmündungen, sollten Kinder nicht mit den Kostümen ins Wasser.» Oberstes Gebot sei, dass die Kinder immer von Erwachsenen beaufsichtigt werden. Sie müssen zudem für die Kinder entscheiden, wo die Grenzen liegen. Binaghi verweist auf die Empfehlungen der australischen Kollegen, wo Mermaiding schon etabliert ist. Auch bei ihnen gilt: Immer mit Aufsicht, Respekt vor dem Wasser, Limiten kennen und nur dort als Meerjungfrau schwimmen, wo man auch als Mensch schwimmen würde.
Eltern werden auf Gefahren hingewiesen
Damit sich Kinder mit den Kostümen vertraut machen können, bietet etwa die Meerjungfrauen-Schwimmschule in Zürich und der Ostschweiz Kurse an. Für Schwimmlehrer Mario Würgler ist klar: «Die Kinder müssen schwimmen können.» Geübt wird am Anfang im Trockenen. «Es ist eine schwierige Bewegung», sagt Würgler. Einige Kinder hätten den Dreh schnell raus, andere müssten etwas länger üben. Auch Würgler erklärt deshalb den Eltern, dass sie immer bei den Kindern bleiben müssten.
Nikolai Narishkin, Leiter des Hallenbads Blumenwies in St. Gallen, hat schon erste Erfahrungen mit Meerjungfrauen gemacht. Für ihn ist die Flosse kein Problem. Die Kinder würden ohnehin im Lernschwimmbecken schwimmen. Er fügt jedoch auch hinzu, dass jene, die durchaus gut schwimmen können, auch ins normale Schwimmbecken dürften. Die Badmeister sorgten jedoch in jedem Fall vor: Bringt ein Kind seine Mermaid-Flosse mit, werden die Eltern auf die Gefahren hingewiesen.
«Immer unter Beaufsichtigung»
Manor verweist ebenfalls darauf, dass die Monoflosse keine Schwimmhilfe ist und nur für gute Schwimmerinnen geeignet ist. Das sei auch für die Kunden im Laden ersichtlich, sagt Patrizia Haller, Projektleiterin Lifestyle- und Produkt-PR. «Wenn es nicht schwimmen kann, ist es ohnehin nichts für das Kind.» Und: «Natürlich sollten Kinder im Freibad immer unter Beaufsichtigung schwimmen.» Dazu werde in sämtlichen Manor-Spielwarenabteilungen an jeden Käufer ein Informationsblatt mit detaillierten Angaben und Vorsichtsmassnahmen zum Produkt und zu Mermaiding abgegeben.