Gegner der Homo-Ehe erhält Morddrohungen

Aktualisiert

EDU-Politiker GiglioGegner der Homo-Ehe erhält Morddrohungen

Ein EDU-Nationalratskandidat exponiert sich als Gegner der Homo-Ehe. Jetzt erhält er Morddrohungen. Der Drohbrief ging wohl gleich an Dutzende Haushalte.

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EDU-Nationalratskandidat Marco Giglio hat den Drohbrief der Polizei übergeben.

EDU-Nationalratskandidat Marco Giglio hat den Drohbrief der Polizei übergeben.

Marco Giglio ist Nationalratskandidat der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU) und Co-Präsident des Vereins für eine traditionelle Familie. Der Katholik hat sich dem Kampf gegen die Ausdehnung der Schwulenrechte verschrieben. So sprach er im Frühling in der SRF-«Arena» in Bezug auf Homosexuelle von «perversen Praktiken». Kürzlich verschickte er eine Medienmitteilung, in der er schwulen Paaren den Willen absprach, sich ein Leben lang treu zu bleiben.

Wegen seiner Wortmeldungen wird der 23-Jährige jetzt in einem konfusen Brief beschimpft und mit dem Tod bedroht. Giglio sei ein «Dreck-Hund ohne Rückgrat», ein «Scheiss-Bubi», Mitglied einer «Nazi-Partei», ein «Hetzer» und ein «Dummkopf», der «geistlosen Mist» absondere. «Hast du eine gute Unfall-Versicherung? Bist du immun gegen Baseball-Schläger?», heisst es in dem anonymen Schreiben, das auch auf Giglios «Arena»-Aussage Bezug nimmt. Und weiter: In seinem Heimatland Italien hätte man ihn schon lange aufgeschlitzt.

Anzeige erstattet

Der Brief ging offenbar nicht nur an das Parteisekretariat der EDU Bern, sondern auch an Dutzende Haushalte: Mangels Adresse hat der Autor den Brief nach eigenen Angaben an alle im Telefonbuch aufgeführten Personen gleichen Nachnamens geschickt. Giglio fürchtet um sein Leben und hat bei der Polizei Anzeige erstattet.

«Der Brief zeugt davon, dass die Schwulen, die immer Toleranz einfordern, selbst höchst intolerant auf andere Meinungen reagieren», sagt Giglio. Er sei enttäuscht, dass in der Schweiz mit solchen Reaktionen rechnen müsse, wer wie er unpopuläre Meinungen äussere. Beschimpfungen seien nach jedem Medienauftritt zu erwarten – mit dem Drohbrief sei aber eine rote Linie überschritten.

Pink Cross verurteilt Drohungen

Beim Schwulen-Dachverband Pink Cross distanziert man sich vom Schreiben: «Gewalt darf niemals ein Mittel sein. Wir verurteilen die Drohungen in aller Form», sagt Geschäftsleiter Bastian Baumann. Allerdings trage Giglio eine Mitschuld an der Eskalation: «Durch die ständige Hetze gegen eine Minderheit fühlt sich diese offenbar in den Rechten beschnitten.» Die Folge seien heftige Reaktionen wie der Drohbrief, welche aber zu weit gingen. Im Übrigen werde auch er in der aktuellen Debatte häufig übel beschimpft und bedroht.

Die Kantonspolizei Bern hat Kenntnis vom Drohschreiben, das laut Sprecherin Simona Benovici an mehrere Adressaten gegangen ist: «Wir haben Ermittlungen zur Urheberschaft und zu den Umständen aufgenommen.»

Giglio selbst will sich nicht mundtot machen lassen und kämpft weiter gegen Homo-Ehe und das Adoptionsrecht für Schwule: Gestern hat er bei der SRG-Ombudsstelle Beschwerde gegen die SRF-eigene Werbung für die Wahlberichterstattung eingereicht. Der Grund: Im Spot zeigt der Sender ein schwules Pärchen mit Kind und dazu die Frage, ob man die Familie schützen wolle.

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