Therwil BLDie Händedruck-Affäre geht um den Globus
Die Baselbieter Gemeinde ist jetzt weltberühmt: Selbst die BBC und die «Washington Post» berichteten über die Therwiler Händedruck-Verweigerer.
Reto Wolf, Gemeindepräsident von Therwil im Baselbiet, wird der ganze Rummel langsam unheimlich: Seit am Wochenende bekannt wurde, dass die Sekundarschule zwei muslimischen Schülern erlaubt hat, ihren Lehrerinnen die Hand nicht mehr zu geben, reissen die Medienanfragen nicht ab.
Gar die britische BBC wollte von Wolf ein Live-Interview. «Es wäre mir lieber gewesen, Therwil hätte in einem anderen Zusammenhang Berühmtheit erlangt», sagt er.
Fall provoziert weltweit Schlagzeilen
Tatsächlich geht die Geschichte um die Welt. Die «Washington Post» beispielsweise titelte: «Schweiz schockiert über muslimische Teenager, die ihren Lehrerinnen den Händedruck verweigern.» Der Fall habe einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, schreibt der Autor des Artikels. Daneben erfahren die Leser, dass die Schweiz ein Minarettverbot und das Tessin ein Burkaverbot kenne.
Daneben berichteten beispielsweise die BBC, «Le Figaro» oder Fox News über den Fall. Ein Thema war die Therwiler Schule aber auch im arabischen Raum und bis nach Indien, wie die gesammelten Schlagzeilen in der Bildstrecke zeigen.
«Therwil ist Seldwyla»
In einem längeren Korrespondentenbericht widmete sich die angesehene «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» dem Fall, der eine «Grundsatzdebatte ausgelöst» habe. In Anspielung an das Werk Gottfried Kellers schreibt der Autor nicht ganz frei von Ironie: Der Rektor habe mit der Dispens einen «pragmatischen Weg» gewählt und sei zu einer «salomonischen Lösung» gekommen. «Die renitenten Buben sollen auch den Lehrern künftig die Hand nicht mehr geben. Weder die Jugendlichen noch die Pädagogen hatten etwas dagegen: Therwil ist Seldwyla.»
Der Bericht endet mit einer Pointe. Es bleibe zu hoffen, dass sich die Schüler an den gefundenen Kompromiss hielten und wenigstens höflich mit einem landesüblichen «Grüezi» grüssten.
Als kleines Seldwyla sieht Gemeindepräsident Wolf Therwil indes nicht. «Wir sind keine Schildbürger. Therwil ist eine der tollsten Gemeinden in der Agglomeration von Basel.» Er hofft, dass im Dorf mit seinen rund 10'000 Einwohnern bald wieder Ruhe einkehrt. Schliesslich müsse auch der Schulbetrieb normal weitergehen.
Profil mit IS-Videos gelöscht
Einer der Therwiler Schüler hat auf Facebook IS-Videos geteilt. Deswegen ermittelt nun die Polizei, wie 20 Minuten am Donnerstag bekanntmachte. Wenig später war das das Profil verschwunden.