Die Schweiz hatte keine Kampfjets bereit

Aktualisiert

Entführung nach GenfDie Schweiz hatte keine Kampfjets bereit

Die entführte Maschine wurde im Schweizer Luftraum von französischen Kampfjets begleitet. Die Schweizer Luftwaffe war ausserhalb der Bürozeiten nicht einsatzbereit.

lüs
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Vor der Landung in Genf wurde das entführte Flugzeug der Ethiopian Airlines von Kampfflugzeugen begleitet. Diese stammten jedoch nicht aus der Schweiz, wie die Schweizer Luftwaffe auf Anfrage bestätigt. Im italienischen Luftraum wurde die Maschine von zwei Eurofightern der italienischen Luftwaffe abgefangen.

Als die Passagiermaschine daraufhin in den französischen Luftraum eindrang, übernahmen zwei Mirage 2000 der französischen Streitkräfte. Diese begleiteten das entführte Flugzeug auch im Schweizer Luftraum bis zur Landung in Genf.

Warum stiegen keine Schweizer Kampfflugzeuge auf? Laut Jürg Nussbaum, Sprecher der Schweizer Luftwaffe, war die Schweiz dazu gar nicht in der Lage: «Wir verfügen über keine 24-stündige Luftraumüberwachung mit Interventionsmöglichkeit.»

«Interventionsmöglichkeit nur zu Bürozeiten»

Das heisst: Am frühen Montagmorgen standen keine Schweizer Kampfflugzeuge bereit, die hätten intervenieren können. Die Einsatzbereitschaft der Interventionsmittel der Schweizer Luftwaffe besteht laut Nussbaum nur zu Bürozeiten – oder auf besondere Anordnung.

Man verfüge aber sowohl mit Italien als auch mit Frankreich über Abkommen, die deren Kampfjets erlauben, in den Schweizer Luftraum einzudringen. Nussbaum: «Das lief alles korrekt, und die Schweizer Luftwaffe war am Montag bereits ab 4.30 Uhr informiert.» Abschiessen hätten die französischen Mirages das Flugzeug aber nicht dürfen: «Ein Waffeneinsatz ist für ausländische Kampfjets im Schweizer Luftraum nicht gestattet», so Nussbaum. «Es hat sich einmal mehr gezeigt, dass die Zusammenarbeit mit Italien und Frankreich sehr gut funktioniert.»

Dauerbereitschaft soll wieder eingeführt werden

Dass die Schweizer Luftwaffe über keine Dauerbereitschaft verfügt, soll sich ändern: Im Rahmen des Projekts Ilana will Verteidigungsminister Ueli Maurer (SVP) dafür sorgen, dass die Schweizer Luftwaffe wieder rund um die Uhr Kampfflugzeuge in den Himmel schicken kann.

Wäre das Projekt bereits umgesetzt, wären vom Militärflugplatz in Payerne VD Schweizer Kampfflieger aufgestiegen, um die Begleitung des entführten Flugzeugs für den Schweizer Luftraum von den Franzosen zu übernehmen.

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