Die Kartoffeln faulen, die Erdbeeren schimmeln

Publiziert

Felder unter WasserDie Kartoffeln faulen, die Erdbeeren schimmeln

Das nasse Wetter bedroht die Ernte der Schweizer Gemüsebauern. Regnet es in den kommenden Tagen weiter, kommt es zu massiven Ausfällen.

tab
von
tab
Auf vielen Feldern in der Schweiz läuft das Wasser aufgrund des Dauerregens (9. Juni 2016)  nicht mehr ab. Hier ein Salatfeld.
Dies ist verheerend für Gemüsebauern, weil ihre Ernte auf diese Weise verfault. Dieses Bild zeigt ein Broccoli-Feld.
Auch auf den Strassen herrscht Hochwasser. In der Nähe von Pfäffikon ZH war die Kanalisation überfüllt.
1 / 40

Auf vielen Feldern in der Schweiz läuft das Wasser aufgrund des Dauerregens (9. Juni 2016) nicht mehr ab. Hier ein Salatfeld.

Thomas Wysaa

Das Unwetter und der Dauerregen sind nicht nur für Kellerbesitzer und Autofahrer ein Ärger. Langsam, aber sicher setzen sie auch den Bauern zu. Insbesondere den Gemüsebauern, die aufgrund des langen Bodenfrosts bereits einen schlechten Saisonstart hatten.

«Viele Kulturen wurden dadurch bereits verzögert, der ewige Regen hilft jetzt natürlich auch nicht», sagt Valerie Maertens, Sprecherin des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten. Derzeit könne man aufgrund des Wassers in vielen Regionen auf den Feldern schlecht oder nicht ernten und keine neuen Setzlinge setzen. Abgesehen von den erschwerten Arbeitsbedingungen für die Gemüseproduzenten könne das Wasser auch das Gemüse selbst beschädigen. Wenn es sich auf den Feldern zu lange staue und über längere Zeit hinweg nicht ablaufe, würden gewisse Gemüsesorten anfangen zu faulen.

«Alles steht unter Wasser»

Obwohl die Situation derzeit noch nicht dramatisch scheine, dürfe es die nächsten Wochen nicht so weitergehen. «Wenn es tatsächlich in dem Masse weiterregnet, dann wird es für gewisse Freilandernten der Gemüseproduzenten kritisch», so Maertens.

Bei Hans Blaser, der in Ruswil LU auf rund 12 Hektaren Gemüse und Kräuter anbaut, sieht die Lage bereits jetzt schlecht aus. «Der Salat leidet stark, er fault und ist unbrauchbar.» Auch die Zucchetti seien von Pilzkrankheiten befallen. Und es werde jeden Tag schwieriger. «Das grösste Problem ist, dass wir derzeit nicht pflanzen können, weil alles unter Wasser steht – und die Aussichten sind weiterhin schlecht.» Wenn es nicht bald aufhöre zu regnen, dann würde grosse Ernteausfälle drohen, so Blaser.

Die Kulturen gehen ein

Dies bestätigt auch Laurence Bovet, Sprecherin des Schweizer Bauernverbands. «Am meisten leidet im Moment die Kartoffel.» Viele Felder seien bereits schon sehr nass oder stünden unter Wasser. Auch das Freilandgemüse sei betroffen. «Einen, zwei Tage Regen hält es aus, aber mehr liegt nicht drin.» Ein anderes Thema seien die Erdrutsche, die hie und da den ganzen Inhalt eines Feld mit sich reissen würden. «Das ist auch gefährlich für die Bevölkerung», so Bovet.

Thomas Wyssa von der Gemüseproduzenten-Vereinigung der Kantone Bern und Freiburg klagt ebenfalls: «Gestern hatten wir 30 Liter pro Quadratmeter, jede Senke im Feld füllt sich mit Wasser, die Kulturen gehen ein. Die Erdbeeren schimmeln, die Kartoffeln verfaulen, die Zucchetti bekommen Blattflecken.» Düngen könne man im Moment auch nicht aufgrund des vielen Wassers. Alles hänge jetzt davon ab, wie es weitergehe.

«Der Regen wird uns noch weiter beschäftigen»

Und es sieht tatsächlich nicht gut aus. «Der Boden ist bereits jetzt vollgesaugt wie ein Schwamm, er kann nichts mehr aufnehmen, das Wasser versickert nicht mehr», sagt Reto Vögeli von Meteonews. Und es bleibe unbeständig. Der Freitag sei ein Ausnahmetag, weil er trocken und sonnig sei. Ab dem Wochenende regne es wieder, regional auch in grossen Mengen. Insbesondere am Donnerstag erwarte er noch einmal Hochwasser und je nach dem auch Überschwemmungen.

Eine Besserung sei auch später nicht in Sicht. «Es könnte bis Ende Monat in diesem Stil weitergehen.» Dies sei auch für jene Bauern, die heuen müssten, ein grosses Problem. Diese brauchen mehrere Tage Sonne, damit das Gras trocknen kann. Danach sehe es aber derzeit nicht aus, so Vögeli. «Der Regen wird uns auch in den nächsten Wochen noch beschäftigen.»

Deine Meinung zählt