«Dem sollte man die Eier abschneiden!»

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Jenny über Anthamatten«Dem sollte man die Eier abschneiden!»

SVP-Ständerat This Jenny fordert eine Kastration von Sexualstraftätern. Politische Gegner und die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sind entsetzt.

J. Büchi
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J. Büchi

Wut, Verzweiflung, Ungläubigkeit: Der Fall Adeline erhitzt die Gemüter – auch in der Sendung «Sonntalk» auf Tele Züri. Die Talk-Runde um Moderator Markus Gilli ist fassungslos: Niemand kann sich erklären, wie es zum grausamen Tötungsdelikt in Genf kommen konnte. Als der SVP-Ständerat This Jenny das Wort ergreift, gerät er regelrecht in Rage: «Eine Therapie kann man doch vergessen!», ruft er aus. Reitstunden zu Therapiezwecken seien lächerlich, so der Glarner. «Wer so etwas Abscheuliches macht, gehört ohne Therapie verwahrt. Dem muss man die Eier abschneiden. Das macht man bei Hunden schliesslich auch.»

Die anderen Talkgäste reagieren befremdet, Moderator Gilli wirft ein, dies sei nun wirklich etwas «sehr drastisch». «Und die Frau, die vergewaltigt wird? Ist das für sie nicht drastisch?», gibt Jenny zurück. Auf Anfrage von 20 Minuten bekräftigt Jenny am Montag seine Forderung: «Jeder Sexualstraftäter, der zum Wiederholungstäter wird, gehört kastriert.» Der SVP-Ständerat ist überzeugt, dass dies eine effektive Art der Prävention wäre. «Wenn ein Vergewaltiger weiss, was ihm beim nächsten Mal blüht, wird er bestimmt nicht mehr straffällig.»

«Wir hacken Dieben auch keine Hand ab»

Bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ist man entsetzt: «Wir sind natürlich gegen eine Kastration von Vergewaltigern», sagt Mediensprecherin Alexandra Karle. Jede Form von Verstümmelung von Straftätern sei abzulehnen: «Wir hacken Dieben in der Schweiz ja auch keine Hand ab.» Jeder Mensch habe das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Auch die grüne Nationalrätin Yvonne Gilli lehnt Jennys Vorschlag klar ab: «Die Forderung nach einer Kastration von Triebtätern ist nicht akzeptabel.» Sie verstehe, dass nach dem Fall Genf die Emotionen hochgehen, so Gilli. Man könne einen Täter mit Hormonen behandeln, ihn also chemisch kastrieren. Das werde heute auch schon teilweise so gemacht, betont die Ärztin. «Eine solche Massnahme muss aber individuell und auf Basis von sorgfältigen medizinischen Abklärungen angeordnet werden.» Bei der Anordnung von medizinischen Behandlungen gebe es sicher noch Verbesserungspotenzial. Insbesondere müsse die Koordination zwischen den Kantonen verbessert werden. «Das Ziel muss ein Nullrisiko beim Täter sein.»

Kein Vorstoss geplant

Die ablehnenden Reaktionen erstaunen Provokateur Jenny nicht: «Ich weiss, dass meine Forderung mit unserem Rechtsstaat wahrscheinlich nicht vereinbar ist. Die Rechte der Täter sind heute ja wichtiger als die der Opfer.» Von einem politischen Vorstoss in diese Richtung will er deshalb absehen – auch wenn er überzeugt ist, dass die Bevölkerung das Anliegen unterstützen würde. Er werde sich nun dafür einsetzen, dass solche Täter nicht mehr therapiert und verhätschelt würden. «Die Straftäter sollen im Gefängnis nicht mehr mit Wellness-Angeboten beschäftigt werden, sondern mit harter Arbeit.»

In einzelnen Ländern ist die Kastration von Sexualstraftätern heute bereits Realität: In Polen etwa müssen sich Sexualstraftäter nach der Entlassung aus der Haft einer chemischen Zwangskastration unterziehen. Auch in Frankreich wurde 2009 eine entsprechende Gesetzesrevision verabschiedet.

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