Übertragen Tessiner Mücken bald Zika-Virus?

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Meldepflicht gefordertÜbertragen Tessiner Mücken bald Zika-Virus?

Durch die Olympischen Spiele in Rio könnte es mehr Zika-Fälle in Europa geben, sagt ein Mückenexperte. Er warnt, dass die Tigermücke das Virus verbreiten könnte.

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Infektionskrankheiten weltweit:Zika-Virus: Es wird von der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) übertragen. Zudem gibt es Hinweise  darauf, dass auch die Asiatische Tigermücke dereinst das Virus übertragen könnte. Es wird für Tausende Fälle von Mikrozephalie bei Babys  verantwortlich gemacht.
Zika-Virus-Verbreitung: Bis 2007 waren weniger als 15 Infektionen beim Menschen bekannt. Alle Fälle wurden in Afrika oder Südostasien nachgewiesen. Doch seit vergangenem Jahr breitet es sich zunehmend auch in Süd- und Nordamerika aus. Im Januar 2016 ist es in 21 der 55 Länder des Kontinents präsent.
Dengue-Fieber: Diese virale Erkrankung wird durch die Gelbfieber- (Aedes aegypti) und die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) übertragen. Beim klassischen Verlauf kommt es zu hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Hautausschlägen. In seltenen Fällen verläuft die Infektion schwer (Dengue-Hämorrhagisches-Fieber, Dengue-Schock-Syndrom) und kann zum Tod führen.
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Infektionskrankheiten weltweit:Zika-Virus: Es wird von der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) übertragen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass auch die Asiatische Tigermücke dereinst das Virus übertragen könnte. Es wird für Tausende Fälle von Mikrozephalie bei Babys verantwortlich gemacht.

Percio Campos

Der Schweizer Mückenexperte Peter Lüthy fordert das Bundesamt für Gesundheit dazu auf, für Infektionen, die auf das Zika-Virus zurückzuführen sind, sofort die Meldepflicht einzuführen. Er gehe davon aus, dass sich durch die rege Reisetätigkeit unter anderem wegen der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro auch bald in der Schweiz die Verdachtsfälle häufen werden, sagte er der «Zentralschweiz am Sonntag» in einem Interview.

Das gefährliche Zika-Virus breitet sich derzeit rasant in Südamerika aus. Alleine in Brasilien sollen laut jüngsten Angaben bis zu 1,5 Millionen Menschen mit dem Erreger infiziert worden sein. Das Virus ist vor allem für Schwangere sehr gefährlich. Es kann zu Missbildungen am Schädel beim Embryo führen. Die Kinder sind häufig geistig behindert und leiden unter neurologischen Störungen, weil das Gehirn unterentwickelt ist. In schweren Fällen sterben sie kurz nach der Geburt oder noch im Mutterleib. In Brasilien hat sich die Zahl der Verdachtsfälle seit Oktober dramatisch erhöht. Über 4180 Kinder sollen betroffen sein.

Tigermücken im Tessin

Die Weltgesundheitsbehörde WHO prüft, einen globalen Gesundheitsnotstand auszurufen, wie sie das zuletzt im August 2014 wegen der Ebola-Epidemie in Westafrika getan hat. Dann würden für die betroffenen Länder die Warn- und Vorsichtsmassnahmen deutlich verschärft, womöglich müssten Flugreisende sich auf verschärfte Gesundheitskontrollen einstellen.

Übertragen wird das Virus von der Tigermücke. Diese hat sich auch im Tessin ausgebreitet. In rund 60 Gemeinden habe sie bereits nachgewiesen werden können, so Lüthy. Die Tigermücke fliegt zwar nicht weit, sie ist aber nur schwer zu bekämpfen. «Die Situation im Tessin haben wir nicht hundertprozentig im Griff», sagte Peter Lüthy.

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