Genf lockt Romandie-Muffel mit Gratis-Nächten

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TourismusGenf lockt Romandie-Muffel mit Gratis-Nächten

Mit einer Charmeoffensive will Genf Touristen aus der Deutschschweiz in die Stadt bringen – und gegen das Image der Hochpreisinsel vorgehen.

von
jh

Jeder vierte St. Galler und jeder vierte Bündner war noch nie in der frankophonen Schweiz. Dies zeigt eine Umfrage der Forschungsstelle Sotomo im Auftrag der Swisscom.

Diesen Umstand will die Stadt Genf nun ändern. Mit einer neu lancierten Tourismus-Kampagne will sie Deutschschweizer in die Hauptstadt des Friedens bringen – und so im Gastgewerbe für neue Einnahmen sorgen. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern aus der Hotellerie verlost die Tourismus-Organisation Geneva Tourism auf verschiedenen Social-Media-Plattformen 1000 Übernachtungen in Genfer Hotels.

Laut Philippe Vignon, CEO von Geneva Tourism, richtet sich das Angebot speziell an Städtereisende aus der Deutschschweiz, die «das vielfältigen Kultur- und Freizeitangebot Genfs entdecken möchten». Aufgrund des starken gemeinsamen Engagements der Tourismus-Dienstleister sei die Kampagne einzigartig. Fast die Hälfte der besten Hotels mache bei dem Projekt mit, das über mehrere Monate hinweg vorbereitet worden ist. Die Karte mit den Genfer Sehenswürdigkeiten gibt es auch auf Schweizerdeutsch.

Mit Gratis-Nächten gegen das Image der Hochpreis-Insel

Publizist und Westschweiz-Kenner Peter Rothenbühler glaubt an einen Erfolg der Aktion. Für ihn ist das Ausbleiben vieler deutschsprachiger Schweizer in den Genfer Hotels vor allem eine Folge der überteuerten Hotelpreise während des Auto-Salons. Die Leute kämen dann zwar «en masse, aber den tausenden Besuchern aus der Deutschschweiz werde ein völlig falsches Bild vermittelt. Sie werden durch die übertriebenen Hotelpreise regelrecht abgeschreckt.» So würden die Deutschschweizer in der Hoffnung nach etwas Sonne und Wärme lieber ins Tessin als in die Romandie fahren und dabei vergessen, dass auch die Romandie mildes Klima bietet – «und das ohne Stau». Bis jetzt sei es den Genfern im Unterschied zu den Tessinern einfach auch noch nicht gelungen, das Image der überteuerten Preise zu überwinden und das Savoir-vivre innerhalb der Schweiz gut zu vermarkten.

Urs Wagenseil, Professor an der Hochschule Luzern und Experte für Tourismus, ergänzt: «Deutschschweizer bleiben Genf primär aus Unwissen fern, was Genf alles zu bieten hat.» Hinzu komme: Ein Billigflug ins Ausland sei halt häufig preislich sehr attraktiv und biete zudem noch mehr Prestige als eine Reise innerhalb der Schweiz: «London zum Beispiel ist für viele exotischer als Genf.» Und: «Viele Leute wissen nichts von den vielen touristischen Verlockungen und Möglichkeiten, die Schweizer Städte – ob nun in der Romandie, dem Tessin oder auch der Deutschschweiz – zu bieten haben.» So glaubt auch er, dass die 1000 verlosten Gratisübernachtungen einen starken, vor allem auf Mund-zu-Mund-Propaganda beruhendenen Marketingeffekt erzielen werden.

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