Tripper breitet sich in der Schweiz aus

Aktualisiert

Sex ohne GummiTripper breitet sich in der Schweiz aus

Die Zahl der Ansteckungen mit Tripper ist 2015 gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen. Das berichtet die «Rundschau». Beim Bundesamt für Gesundheit ist man besorgt.

von
lüs
Die Mehrheit der Prostituierten praktiziert Sex ohne Kondom. Das zeigt eine noch unveröffentlichte Studie, die die Uni Lausanne im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit durchgeführt hat. Befragt wurden 500 Sexarbeiterinnen und -arbeiter in der Schweiz..
Das ist gefährlich: Selbst beim Oralverkehr ohne Kondom können Geschlechtskrankheiten wie Tripper übertragen werden.
Viele Prostituierte gehen damit ein grosses Risiko ein - und ihre Freier ebenso.
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Die Mehrheit der Prostituierten praktiziert Sex ohne Kondom. Das zeigt eine noch unveröffentlichte Studie, die die Uni Lausanne im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit durchgeführt hat. Befragt wurden 500 Sexarbeiterinnen und -arbeiter in der Schweiz..

Rundschau SRF

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) vermeldete noch im letzten Jahr einen Rückgang der Fälle von Tripper. Doch jetzt ist die Geschlechtskrankheit wieder auf dem Vormarsch: 2015 ist die Zahl der Meldungen gegenüber dem Vorjahr um 21 Prozent gestiegen, wie die SRF-Sendung «Rundschau» berichtet. Im Kanton Basel-Stadt beträgt die Zunahme gar 64 Prozent.

Und der Trend setzt sich fort: Im laufenden Jahr wurden gemäss den noch nicht bereinigten Rohdaten des BAG in der Schweiz bereits 1072 Infektionen mit Tripper gemeldet – im Vorjahreszeitraum waren es noch 834 gewesen.

Prostituierte setzen sich hohem Risiko aus

Daniel Koch, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG, sagt zur «Rundschau»: «Das bereitet uns Sorgen. Der Anstieg beim Tripper ist ein Zeichen, dass viel weniger Kondome benutzt werden.» Eine steigende Zahl von Tripper-Fällen sei immer ein Indikator, um zu sagen: «Jetzt müssen wir handeln.»

Dass Sex ohne Kondom verbreitet ist, zeigt eine noch unveröffentlichte Studie, die die Universität Lausanne im Auftrag des BAG durchgeführt hat. Befragt wurden 500 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in der Schweiz. Koch: «Bei den ersten Resultaten kommt klar heraus, dass die Mehrheit der Sexarbeiterinnen Verkehr ohne Kondom hat. Sie setzen sich einem hohen Risiko aus.»

Erreger immer häufiger antibiotikaresistent

Recherchen der «Rundschau» am Strassenstrich in Olten und in der Bordellszene im Kanton St. Gallen bestätigen den Befund der Studie: Viele Frauen sind bereit, Oralsex ohne Kondom zu praktizieren. In Olten boten einige Frauen auch Vaginalverkehr ohne Gummi an – und verlangten dafür einen Aufpreis von 20 bis 30 Franken.

Das BAG warnt auch vor ungeschütztem Oralsex: Tripper könne man sich auch so einfangen. Zwar lässt Tripper sich relativ gut mit Antibiotika behandeln. Doch die Erreger sind zunehmend gegen die gängigen Antibiotika-Therapien resistent. Unbehandelt können die Bakterien sich über den Blutweg im ganzen Körper ausbreiten, es kann zu Unfruchtbarkeit kommen.

Freier stecken unwissende Ehefrauen an

Mit ihrer Sorglosigkeit bringen Freier auch ihre Partnerinnen in Gefahr. Koch: «Sehr viele dieser Freier gehen nach dem Sex nach Hause zu ihren Ehefrauen.» Oft würden sie diesen den Sex mit Prostituierten verschweigen – und die unwissende Gattin anstecken.

Über das Thema berichtet die «Rundschau» am Mittwoch, 22. Juni, ab 20.55 Uhr, auf SRF 1.

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