Drüsen-VerödungChirurg verspricht «nie mehr Achselschweiss»
Eine Luzerner Klinik wirbt für Anti-Schweiss-Eingriffe. Experten warnen vor der Behandlung.
«Nie mehr Achselschweiss. Für 2200 Franken seid ihr für immer vom Deo befreit!» So wirbt das Schönheitsinstitut Lucerne Clinic auf Facebook. Eine neue Technologie namens MiraDry soll übel riechenden Ausdünstungen den Garaus machen. Dabei werden mithilfe von Mikrowellen die Schweissdrüsen in den unteren Hautschichten der Achselhöhlen verödet. Die Anbieter versprechen, die Drüsen komplett zu zerstören und so das Schwitzen unter den Armen um mehr als die Hälfte zu reduzieren.
Klinikinhaber und leitender Arzt Jürg Häcki lobt die neue Technik. Egal ob Menschen mit unnatürlich starker Schweissproduktion oder Kunden, die einfach keine Lust auf Achselschweiss mehr hätten: Die Leuten seien von der Möglichkeit, auf ein Deo verzichten zu können, begeistert: «Sie rennen mir die Klinik ein. Seit Wochen führe ich nun pro Tag zwei bis drei Schweissdrüsenverödungen durch.»
Warnung vor vorschnellen Eingriffen
Patientenenschützerin Margrit Kessler sieht das kritisch: «Es ist nicht empfehlenswert, sich aus Lifestyle-Gründen die Schweissdrüsen in den Achselhöhlen veröden zu lassen.» Gesundheitliche Risiken seien nicht ausgeschlossen. Wenn jemand wirklich übermässig schwitze, also an einer sogenannten Hyperhidrose leide, dann solle er zu einem Facharzt und nicht in eine Schönheitsklinik gehen.
Birgit Wörle, Dermatologin in der Hirslanden Klinik in Meggen LU, bestätigt dies. Sie warnt: «Wenn der Eingriff nicht fachgerecht durchgeführt wird, kann es auch zu gefährlichen Verletzungen in den obersten Hautschichten kommen.» Zudem wisse man nicht, wie viele Schweissdrüsen bei der Behandlung tatsächlich erwischt werden. Ob deren Verödung per Mikrowellen somit langfristig nachhaltig sei, könne man aufgrund fehlender Langzeitstudien noch nicht sagen. «Das Versprechen, für immer vom Deo befreit zu sein, halte ich für Bauernfängerei.»
Häcki winkt ab. In seinen Augen ist die Schweissdrüsen-Verödung mit Mikrowellen völlig unbedenklich: «Durch die Behandlung entstehen lediglich leichte Verbrennungen in den betroffenen Hautschichten, die für einige Tage Schmerzen bereiten können.» Die Technik sei durch die FDA, die amerikanische Gesundheitsbehörde, zugelassen worden – laut dem Schönheitschirurgen eine der strengsten der Welt. Zudem biete er für eine eventuell nötige zweite Behandlung eine Reduktion des Preises an. Damit das Ziel – ein Leben ohne störenden Achselschweiss – für alle erreichbar sei, koste ein zweiter Eingriff nur noch 1600 Franken.