Bruch mit KonventionenNationalrat tritt im Pulli ans Rednerpult
Der Grüne Jonas Fricker ergreift im Nationalrat erstmals das Wort – und fällt durch seine legere Kleidung auf.
Seit Ende November ist Jonas Fricker Nationalrat. Zum Auftakt der Frühlingssession meldete sich der Aargauer Grünen-Politiker erstmals zu Wort, um gegen Tisa, ein internationales Abkommen zum Dienstleistungshandel, zu sprechen (siehe Video unten).
Für Aufsehen sorgte aber weniger seine Rede als vielmehr seine Kleiderwahl: Er trug einen grauen Pulli, während sonst selbst die Volksvertreter im linken Lager zumindest ein Hemd oder Jackett übergestreift haben. Das ist auch der Twitter-Gemeinde nicht entgangen.
«Vielleicht sollte Philipp Müller Fricker mal Modetipps geben»
Ein Bundeshausjournalist von Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR) postete ein Bild, das zwei Fernseher mit den Debatten im National- und Ständerat zeigt. Auf dem einen ist Fricker zu sehen, auf dem anderen Ständerat Philipp Müller:
Frickers Konter liess nicht lange auf sich warten:
Im Stress den Zwirn vergessen
Bereits am zweiten Tag der Session erschien der Rebell Fricker mit Jackett. Der vielbeschäftigte Familienvater sagt zu 20 Minuten, er habe nicht absichtlich aus der Reihe tanzen wollen. «Ich war am Morgen im Stress und habe den Zwirn schlicht und einfach vergessen.» Von bürgerlicher Seite habe er sich deswegen aber keine Sprüche anhören müssen.
Formal hat Fricker übrigens nichts falsch gemacht: Das Geschäftsreglement des Nationalrats enthält keine ausdrückliche Bekleidungsvorschrift. Eine der Würde des Rates nicht angemessene Kleidung könnte aber als störendes Verhalten ausgelegt werden, heisst es im Parlamentswörterbuch. «Die Präsidentin oder der Präsident könnte in einem solchen Fall das Ratsmitglied zur Ordnung rufen.» Strenger sind die Vorgaben im Ständerat: Dort muss die Kleidung schicklich sein. In der Praxis bedeutet dies für die Herren Anzug mit Krawatte oder Fliege.
Auch Fricker will in den nächsten Tagen sein Jackett auf keinen Fall vergessen. Am Mittwoch steht die Energiestrategie 2050 auf dem Programm. Da der neue Nationalrat fest in rechtsbürgerlicher Hand ist, müsse er sich warm anziehen.
Der Grüne Jonas Fricker tritt im Nationalrat erstmals ans Rednerpult und fällt durch seine legere Kleidung auf.