«Menstruierende Frauen sollten nicht arbeiten!»

Aktualisiert

Bezahlter Urlaub«Menstruierende Frauen sollten nicht arbeiten!»

Frauen sollen während der Menstruation bezahlten Urlaub bekommen. Die Idee kommt aus Asien – und wird von einem britischen Professor unterstützt.

von
Ph. Flück
Frauen sollten während ihrer Periode entlastet werden, fordert Professor Gedis Grudzinskas.

Frauen sollten während ihrer Periode entlastet werden, fordert Professor Gedis Grudzinskas.

«Ich komme heute nicht, ich habe meine Tage»: Was für viele junge Frauen eine beliebte Ausrede ist, um den Sportunterricht zu schwänzen, gilt in zahlreichen asiatischen Ländern als gesetzlich verankertes Recht arbeitender Frauen. Nun sind Befürworter dieser Regelung auch in Europa auf dem Vormarsch und bekommen dabei Unterstützung vom britischen Professor Gedis Grudzinskas.

Frauen sollen entlastet werden

Grudzinskas gilt als einer der renommiertesten Experten im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe. Gleichzeitig ist er auch der grösste Befürworter des Menstruationsurlaubs. Er präsentierte die Idee am «Festival of Ideas» der Cambridge University mit der Forderung nach monatlich drei zusätzlichen Krankheitstagen für Frauen, wie Storyfilter.com berichtete. Diese müssten in der Periode entlastet werden und würden so während dem Rest des Monats motivierter arbeiten.

Es sei nur fair, Frauen in der Periode zu unterstützen. Dafür müsse man allerdings die Menstruation als Thema in der Gesellschaft enttabuisieren. Die Durchsetzung des Menstruationsurlaubs könne ein entscheidender Schritt in diese Richtung sein, sind sich Befürworter sicher.

«Lieber zu Hause als am Arbeitsplatz rumzicken!»

Pionierarbeit in der Umsetzung einer solchen Regelung wurde von Japan geleistet: Bereits 1947 wurde ein Gesetz verabschiedet, welches den Frauen ermöglichen sollte, während der Menstruation zu Hause zu bleiben. Dieses Gesetz ist heute noch in Kraft, obwohl immer weniger Frauen davon Gebrauch machen.

Bereits ein Jahr später folgte Indonesien dem Beispiel der Japaner und erlaubte jeder Frau zwei Tage im Monat freizunehmen. Die Mehrheit der indonesischen Unternehmen beachtet diese Regelung bis heute nicht, was in jüngster Zeit zu Protesten von Frauenorganisationen geführt hat.

Keine Chance in Russland

Aktueller ist das Gesetz in Südkorea: Ein entsprechender Vorstoss wurde 2001 angenommen, allerdings können die Frauen selber entscheiden, ob sie das Angebot nutzen wollen. Falls nicht, haben sie Anspruch auf eine Erhöhung des Lohnes für die entsprechenden Tage, ähnlich der Regelung für Sonntagsarbeit in der Schweiz.

Auch in Europa gab es Versuche, ähnliche Regelungen einzuführen: In Russland wurde ein solcher Vorschlag damit begründet, dass Frauen während ihrer Periode nicht fähig seien, sich zu konzentrieren und stärker zu emotionalen Äusserungen tendieren würden. Entsprechend wurde der Antrag von Feministinnen gebodigt und kam nie ernsthaft auf die politische Agenda.

«Sind Sie schon in der Menopause?»

In vielen Ländern steht der Menstruationsurlaub in Konflikt mit der Gleichberechtigung am Arbeitsplatz. Viele Frauen befürchten, bei der Bewerbung benachteiligt zu werden, da sie ihr Recht auf zusätzliche freie Tage geltend machen könnten.

Ausserdem ist die Kommunikation mit dem Vorgesetzten ein Problem in Ländern, die ein solches Urlaubsgesetz kennen: Frauen fühlen sich oft nicht wohl, mit ihrem Chef über ihren Menstruationszyklus sprechen zu müssen. Andererseits muss der Vorgesetzte einen Beweis haben, dass eine Frau tatsächlich ihre Tage hat und nicht bereits in der Menopause ist. Diese Umstände gestalten die Umsetzung des Menstruationsurlaubs komplizierter als erwartet.

Menstruations-Ferien haben in der Schweiz keine Chancen

Bei der Gewerkschaft Unia heisst es, man setze den Fokus auf andere Aspekte der Gleichstellung am Arbeitsplatz, wie zum Beispiel die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder die Lohngleichheit. «Es ist aber klar, dass alle das Recht haben müssen, nicht zur Arbeit zu gehen, wenn sie sich nicht gesund fühlen, egal ob Frau oder Mann», sagt Sprecherin Katja Signer.

Brigitte Gügler vom Verband des Personals öffentlicher Dienste Zürich ( VPOD ) pflichtet bei: «Priorität haben bei uns Themen wie die Lohngleichheit, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben oder die Verhinderung der Erhöhung des Frauenrentenalters.» Ein Menstruationsurlaubs stehe nicht zur Debatte. «Eine Diskussion darüber würde bei uns aber sicher sehr kontrovers geführt werden», so Gügler.

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