Schweizer Butter kostet in Saudiarabien die Hälfte

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MilchwirtschaftSchweizer Butter kostet in Saudiarabien die Hälfte

In der Schweiz gibt es zu viel Butter. Um trotz des Überschusses möglichst wenig Verluste zu verbuchen, landet sie zu Billigstpreisen in Saudiarabien.

von
Julia Käser
Die billigste Schweizer Butter kostet hierzulande mehr als doppelt so viel wie nach Saudiarabien exportierte Butter.
Das Bild zeigt die saudische Stadt Riad. Saudiarabien war 2017 der grösste Abnehmer der knapp 1650 Tonnen Butter, die die Schweiz exportiert hat.
Für 4.20 Franken erhalten Händler in Saudiarabien ein Kilogramm Schweizer Butter.
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Die billigste Schweizer Butter kostet hierzulande mehr als doppelt so viel wie nach Saudiarabien exportierte Butter.

Keystone/Sigi Tischler

1633 Tonnen Butter exportierte die Schweiz 2017 ins Ausland. Ein grosser Teil davon landete in Saudiarabien. Doch während man hierzulande selbst für die billigsten Butter-Mödeli rund 10.80 Franken pro Kilo bezahlen muss, kostet Butter aus Schweizer Milch im Königreich nicht einmal halb so viel.

«Saudiarabien bezieht seine Butter vom Weltmarkt. Damit das Schweizer Streichfettprodukt mit der Konkurrenz, etwa aus den Niederlanden, mithalten kann, müssen die Preise entsprechend niedrig sein», sagt Peter Ryser, Geschäftsführer der Branchenorganisation Butter (BO Butter).

«Schweizer Markt ist gesättigt»

Durch diese Preissenkung ergibt sich laut dem «Beobachter» ein Verlust von rund 5000 Franken pro exportierte Tonne. Dennoch hält die Butterbranche an dem Exportgeschäft fest. Gemäss Ryser würden Herr und Frau Schweizer nicht mehr Butter kaufen, wenn diese hier billiger würde: «Der Markt ist gesättigt. Nur weil mehr Butter auf dem inländischen Markt zu tieferen Preisen angeboten wird, werden die Leute nicht mehr Butter konsumieren.»

Für die Schweizer Milchverarbeiter entstehen laut Aussagen von Sibylle Umiker, Mediensprecherin von Emmi, aus solchen Geschäften kaum Verluste. Für überschüssige Milch, die als Magermilchpulver oder Butter exportiert werden muss, müssten die Verarbeiter laut Branchenreglement deutlich weniger bezahlen. «Wie viel Milch kostet, hängt nicht von deren Qualität ab, sondern vom Produkt, das daraus hergestellt wird», sagt Umiker. Milch, die zur Herstellung von Produkten für einen geschützten Markt verwendet würde, beispielsweise für Schweizer Butter, sei wesentlich teurer als Milch für den globalen Rohstoffmarkt.

Laut Emmi ergeben sich die Export-Ziele der verarbeiteten Überschuss-Milch immer aus der jeweiligen Nachfrage. Für Jacques Chavaz, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Agrarstandort Schweiz (Igas), ist es hingegen kein Zufall, dass Schweizer Butter ausgerechnet nach Saudiarabien exportiert wird: «In der EU werden Importe von Milchprodukten mit Zöllen belastet. In östlichen Ländern, die auf Importe angewiesen sind, hingegen nicht.»

Zu viel Milch

Und wieso wird nicht einfach weniger Butter produziert? «Wenn die Nachfrage nach jeglichen Milchprodukten abgedeckt ist, werden die übrigen Milchmengen zu Magermilchpulver oder eben Butter verarbeitet. Diese Produkte sind gut haltbar», sagt Ryser. Das Problem liegt demnach bei der Gesamtmilchmenge. Ist diese zu gross, gibt es zu viel Butter. Gemäss dem BO-Butter-Geschäftsführer wird die Milchmenge von den einzelnen Bauern in Zusammenarbeit mit den Verarbeitern bestimmt.

2009 wurden die sogenannten Milchkontingente abgeschafft, die die Produktionsmenge strikt begrenzt haben. Seither könne jeder Bauer so viel Milch produzieren, wie er wolle, sagt Sandra Helfenstein, Kommunikationsleiterin beim Schweizer Bauernverband. Gegenwärtig würden die einzelnen Betriebe versuchen, die tiefen Milchpreise mit einer Produktionssteigerung aufzufangen. Deshalb gehe die Milchmenge nicht zurück, obwohl keine besonders grosse Nachfrage bestehe. Dies komme zudem den Verarbeitern entgegen. «Es ist eine Katze, die sich in den Schwanz beisst», sagt Helfenstein.

Konsumenten zahlen doppelt

Laut Patrick Dümmler, Forschungsleiter bei Avenir Suisse, verlieren die Konsumenten doppelt. Neben den hohen Preisen aufgrund des stark geschützten Marktes seien 2016 rund 9 Millionen Franken Steuergelder in die Absatzförderung für Schweizer Butter und Milch geflossen. «Die Leute zahlen als Konsumenten sowie als Steuerzahler zu viel für die Butter».

Dass die Produkte trotz resultierender Verluste exportiert werden, erklärt sich Dümmler auch mit der Tatsache, dass so die Preise in der Schweiz hochgehalten werden können. Die durch den Butter-Export entstehenden Verluste würden vorwiegend die Konsumenten und auch die Milchbauern selber treffen.

Schliesslich sei die gegenwärtige Milchproduktion alles andere als nachhaltig:«Pro Liter Milch, der produziert wird, entstehen drei Liter Gülle. Diese wird oft nach Deutschland exportiert, da die Schweizer Felder gesättigt sind», sagt Dümmler.

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