Terrorangst treibt Schweizer zum Waffenkauf

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TrendTerrorangst treibt Schweizer zum Waffenkauf

Zahlen zeigen einen markanten Anstieg bei Waffenverkäufen in der Schweiz. Experten sehen darin eine gefährliche Entwicklung.

von
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Wirksames Mittel gegen Terrorismus? Pistolen und Gewehre bei der freiwilligen Waffenabgabe 2011 in Zürich. (Archivbild).

Wirksames Mittel gegen Terrorismus? Pistolen und Gewehre bei der freiwilligen Waffenabgabe 2011 in Zürich. (Archivbild).

Keystone/Alessandro Della Bella

Für den Kauf einer Schusswaffe ist in der Schweiz ein Waffenerwerbsschein nötig. Zahlen aus den Kantonen zeigen, dass der Andrang markant gestiegen ist: Schweizweit gingen im letzten Jahr 29 146 Gesuche ein, 17 Prozent mehr als 2014. Gemäss «Sonntagsblick» stieg die Nachfrage am stärksten in Obwalden (49 %), Luzern (34 %) und Zug (33 %). Gemäss laufenden Zahlen aus St.Gallen oder Baselland zeichnet sich für 2016 eine weitere Steigerung ab.

Daniel Wyss, Präsident des Schweizerischen Büchsenmacher- und Waffenfachhändlerverbands, kennt auch die Verkaufszahlen. «Anbieter verkaufen viel mehr Waffen als sonst. Zum Teil stieg der Umsatz seit Jahresbeginn um 25 Prozent», sagt er im «Sonntagsblick». Hauptgrund für den Waffenkauf sei offenbar Angst vor Terrorattacken und die Hoffnung, sich besser schützen zu können, so Wyss.

Keine Lösung gegen den Terror

Experten halten diese Entwicklung für gefährlich. «Sich selber zu bewaffnen, bringt nicht mehr Sicherheit. Im Gegenteil, es bringt mehr Gewalt und mehr Tote», sagt Ortwin Renn, Risikoforscher an der Universität Stuttgart. Auch Beat Villiger, Vizepräsident der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD), ist skeptisch: «Man kann niemandem verbieten, legal eine Waffe zu erwerben», sagt er im «Sonntagsblick». Doch dies sei keine Lösung gegen den Terror. «Es entspricht nicht dem Rechtsstaat, die Sicherheit auf eigene Faust durchzusetzen», sagt Villiger. Dazu gebe es Organisationen wie die Polizei.

Laut der «Schweiz am Sonntag» haben die Baselbieter Behörden bis Ende Juni fast 800 Waffenerwerbsscheine ausgestellt. So viele wurden 2012 insgesamt bewilligt. Der gleiche Trend zeigt sich in Basel-Stadt. Auch hier nahm die Zahl der ausgestellten Waffenerwerbsscheine in den vergangenen Jahren kontinuierlich zu. 2012 bewilligten die Basler Beamten 355 dieser Lizenzen, im vergangenen Jahr waren es bereits 484. Damit dürfen Privatpersonen Pistolen, Revolver oder halbautomatische Gewehre kaufen und zu Hause aufbewahren.

Effektive Anzahl Waffen schwer zu ermitteln

Wie viele Waffen tatsächlich in den Haushalten liegen, ist jedoch aus verschiedenen Gründen unklar. Ein Zuzügler muss seine Waffe nicht in den hiesigen Waffenbüros melden. Zudem war der Erwerb von Waffen vor Dezember 2008 nicht meldepflichtig. Während im Waffenregister des Baselbiets 19 200 Exemplare registriert sind, weist Basel-Stadt 35 000 aus.

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